: Verdächtig viele kleine Reste
Sommerschlußverkauf startet schleppend. Die „Reste“ sind oft gar keine, sagt die Verbraucherzentrale und fordert: Weg mit dem SSV ■ Von Malte Weber
Schon um 8:30 Uhr erste Menschenanrottungen vor den Toren von Hertie in der Ottenser Hauptstraße. Die Pforten öffnen sich pünktlich um neun. Hausfrauen stürzen sich auf die Grabbeltische im Parterre. Rentner schubsen, stoßen, rangeln. Jede will ihr Schnäppchen machen. Jeder will der erste sein. Szenen, die früher den ersten Tag des Sommerschlußverkaufs einläuteten, sind heute eine Rarität. Wer gestern vormittag über die Einkaufsstraßen von Ottensen schlenderte, fand leere Läden und müde KäuferInnen vor. Obwohl Waren allerorts „radikal reduziert“ oder „so günstig wie noch nie“ waren, blieb so manche Kaufhausecke wie leergefegt. Der Ansturm auf die Grabbeltische blieb aus. „Diese Zeiten sind vorbei“, resümierte denn auch Hans-Joachim Dittrich, der Geschäftsführer vom Alsterhaus.
„Der Sommerschlußverkauf gehört abgeschafft“, meint denn auch die Verbraucher-Zentrale Hamburg. „Wir wollen ja niemandem die Schnäppchenjagd vermiesen“, erklärt Edda Castello, Sprecherin der Verbraucher-Zentrale. „Doch der eigentliche Sinn von Sommer- und Winterschlußverkauf, zum Saisonschluß preiswert Restbestände von Saisonware abzugeben, wird doch von niemandem mehr erfüllt.“ Die Verbraucher-Zentrale plädiert daher für Schnäppchen im ganzen Jahr. Doch das verbietet derzeit noch die Verordnung für Sommer- und Winterschlußverkäufe. Die sei so absurd, erklärt Castello, daß Lederkoffer danach reduziert verkauft werden könnten, Hartschalenkoffer hingegen keine Sonderpreise erhalten dürften.
Außerdem halte sich der Handel in den letzten Jahren nicht mehr an das Verbot des vorgezogenen Schlußverkaufs. Bereits Wochen vor dem eigentlichen Beginn versuchten Händler durch aggressive Preiswerbung den Eindruck zu erwecken, daß der Schlußverkauf bereits begonnen habe. Zugleich werde Ware eigens für den Schlußverkauf hergestellt oder nachgeordert. In Zeitungen habe etwa ein Schuhladen inseriert, er biete „jetzt knallhart reduzierte“ Schuhe in Tausender-Vorräten. „2000 und 3000 Stück, das können doch keine Restposten sein“, kommentiert Castello.
Früher, so gesteht Alsterhaus-Geschäftsführer Dittrich, „wurden noch Sonderposten in Asien extra für den Schlußverkauf produziert. Doch das gibt es bei uns nicht mehr.“ Bei KundInnen seines Hauses würde solche Ware kein Interesse finden. Andere Kaufhäuser sind zurückhaltender, wenn es um Sonderposten geht. „Wir geben zum SSV grundsätzlich keine Statements ab“, verlautete gestern etwa aus der Chefetage eines Bekleidungshauses in Altona.
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