: Verbrechen lohnt sich
Reemtsma-Prozess: Zeugen sagen zu Versuchen der Übergabe des Lösegeldes von 30 Millionen Mark aus
HAMBURG taz ■ „Sie müssen das Ganze als Geschäft sehen: Wer bezahlt, kommt frei, wer nicht bezahlt, stirbt“, teilten die Entführer Jan Philipp Reemtsmas dem Kieler Soziologen Lars Clausen brieflich mit. Clausen und Pastor Christian Arndt schafften aber, woran Reemtsmas Anwalt Johann Schwenn scheiterte: Die 30 Millionen Mark Lösegeld so zu übergeben, dass die Kidnapper Reemtsma freiließen.
Schwenn („drei Wochen praktisch ohne Schlaf“) schilderte zuvor die Nervenanspannung, einerseits das Geld bezahlen zu wollen, andererseits die Anweisungen der Entführer nicht korrekt verstehen zu können – weil die Anweisungen durch den Telefonstimmenverzerrer fast vollständig unverständlich geworden waren. Erst beim vierten Versuch konnte das Geld übergeben werden, so dass Reemtsma freigelassen wurde.
Reemtsma zeigte sich gestern in einem Zeit-Interview enttäuscht, dass die Anklage gegen Thomas Drach keine Sicherheitsverwahrung nach der Haftstrafe erwäge. Zu befürchten sei aber, dass der 40-jährige Drach wieder straffällig werde. Bei einer Höchststrafe von 15 Jahren hätte sich für Drach das Verbrechen gelohnt – denn über den Verbleib des meisten Lösegelds schweigt er nach wie vor. JAF
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