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Verarmte Erde

■ Erste UNO-Tagung über Artenschutz

Genf (epd) – Ein Aktionsprogramm zur Rettung der Tier- und Pflanzenvielfalt auf der Erde steht im Mittelpunkt der ersten Konferenz über die Konvention zur Artenvielfalt, die heute in Genf beginnt. Mehr als 400 Regierungsvertreter, Juristen, Wissenschaftler und Umweltschützer aus 130 Ländern werden zu der fünftägigen Konferenz erwartet.

Die Konvention soll am 29. Dezember in Kraft treten. Nach UN- Angaben gibt es auf der Erde mindestens zehn Millionen Arten von Lebewesen. Davon sind allerdings nur 1,5 Millionen bekannt, darunter etwa 240.000 Pflanzen-, 9.000 Vogel-, 4.000 Säugetier- und 19.000 Fischarten. Täglich dürften 100 bis 300 Arten ausgerottet werden. Ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten werde in den nächsten 20 bis 30 Jahren aussterben.

„Die Zerstörung des Lebensraumes durch den Menschen führte zu einem Verlust an Arten, der in 60 Millionen Jahren noch nie so groß war“, schreiben die UN- Experten in einem Bericht. Tropische Wälder seien beispielsweise der Lebensraum für etwa die Hälfte der biologischen Arten des Planeten. Jährlich würden aber 17 Millionen Hektar Wald zerstört.

Die Experten weisen darauf hin, daß die Vielfalt der Arten zugleich auch das Überleben der Menschheit sichert. Je größer die Artenvielfalt, um so größer seien die Möglichkeiten, neue Heilmittel, Impfstoffe oder dürreresistente Nahrungsmittel zu entdecken.

Die Konvention zur Artenvielfalt war bei dem Erdgipfel der Vereinten Nationen im Sommer vergangenen Jahres in Rio de Janeiro von 157 Ländern unterzeichnet worden. Sie tritt am 29. Dezember in Kraft, nachdem sie von 30 Staaten ratifiziert wurde. Dazu gehören vor allem kleinere Inselstaaten sowie Kanada, China, Mexiko, Japan, Australien und Norwegen – Deutschland hatte die Konvention in Rio unterzeichnet, aber bisher noch nicht ratifiziert.

Die Mitgliedsstaaten der Konvention verpflichten sich zur Erhaltung biologischer Vielfalt. Außerdem soll die Konvention erreichen, daß Nutzen oder Profite, die durch genetische Ressourcen erzielt werden, gerecht und gleichmäßig verteilt werden.

Kontroverse Debatten werden in Genf deshalb vor allem über die Lastenteilung von Industriestaaten und Entwicklungsländern erwartet. Themen sind unter anderem der Zugang zu genetischem Material und der Patentschutz. Die Tagung soll zudem die erste Folgekonferenz der Unterzeichnerstaaten vorbereiten, die im nächsten Jahr tagen wird.

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