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insideVensys – ein Risiko?

Die hohen Kursanstiege von Windanlagenherstellern wie Vestas oder dem Windparkprojektierer Umweltkontor haben die Kassen der Anleger klingeln lassen. Jetzt sollten sie jedoch nicht ungeprüft auf solche Erfolge der Vergangenheit setzen.

In deren Windschatten nämlich gibt es nun zahlreiche weitere Angebote: So werden derzeit auch Kommanditanteile in Höhe von 8 Millionen Mark an der Vensys KG angeboten. Die Idee: Die Anleger beteiligen sich an einem neuen Windkraftanlagenhersteller und bis 2002 an einem Windpark mit Anlagen der eigenen Firma.

 Bei genauer Analyse des Verkaufsprospekts zeigen sich jedoch die Fußfesseln dieses Angebots: Die bereits bestehende Vensys KG wurde vor dem Beitritt neuer Anleger durch einen Wirtschaftsprüfer mit über 100 Millionen Mark bewertet. Dies erscheint für eine Gesellschaft, die das Geld der neuen Anleger noch für die Fertigstellung des Prototyps der Windkraftanlage benötigt, deutlich überteuert. Die beitretenden Anleger sollen für ihre 8 Millionen Mark Einlage dann auch nur 8 Prozent der Stimmrechte erhalten – zudem nur mittelbar über einen Treuhandvertrag, sodass den eigentlichen Geldgebern kaum Einflussrechte bei der von ihnen finanzierten Gesellschaft zustehen. Folge: Die Anleger finanzieren die Anlaufverluste eines hoch riskanten Unternehmens – und wenn die Aktie ein Erfolg wird, bekommen sie dafür nur ’nen Appel und ’n Ei.

 Unangenehm fällt bei dem Vensys-Angebot auch die Kostenseite auf: Das junge Unternehmen wurde durch Marketing- sowie Rechts- und Steuerberatungsverträge regelrecht geknebelt – deutlich über 25 Prozent der einzuwerbenden Gelder sind bereits dafür verplant. Der Branchendurchschnitt liegt bei 8 bis 12 Prozent.

 Die Anbieterin proVENTO Vertriebs AG & Co KG sieht das Angebot als „Highlight mit Pfiff“, weist die „geschätzten Anleger“ auch auf mögliche Zuwächse wie in der Internetbranche hin. Bleibt zu hoffen, dass Investoren mit der Vensys KG keine ähnliche Pleite wie mit Internetaktien erleben.

PHILIPP SPITZ

Der Autor ist Geschäftsführer derResearchgesellschaft Murphy & Spitz Umwelt Consult

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