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Archiv-Artikel

Väter sind nötig

betr.: „Von der Rückseite des Mondes“ von Helke Sander, taz.mag vom 28. 12. 02

Der Kern der Idee ist reaktionär, denn tradierte Geschlechterrollen werden nicht dekonstruiert, sondern gefestigt und Mutter- sowie Ernährerrolle fortgeschrieben. Im Einzelnen heißt es dann: Auflösung und Anonymisierung der biologischen Vaterschaft, geschlechtsspezifische Vergesellschaftung der finanziellen Kinderversorgung und mütterliche Zustimmungspflicht zur sozialen Vaterschaft. Das Kind als Verfügungsmasse der Mutter, biologisch abgeleitet aus der symbiotischen Exklusivität der Mutter-Kind-Beziehung. […] Frau Sander stellt das biologische Merkmal der Gebärfähigkeit in das Zentrum ihrer Überlegung und schafft die individuelle Vaterschaft ab bzw. unterwirft sie der Willkür der Mutter. Denn – und das ist nun wirklich interessant – Frau Sander macht die Vaterschaft von der Zustimmung der Mutter abhängig und ist damit nicht nur hoch äquivalent zur alten Zustimmungspflicht der weiblichen Erwerbsarbeit, sondern auch im Status quo des BGB angekommen. Dieses Modell bietet keine Antwort auf die Frage, wie Erwerbs- und Versorgungsarbeit zukünftig geschlechtergerecht auszutarieren ist. Hier wird das bestehende Modell der Zahlväter gegen das Modell der Zahlmänner ausgetauscht. Was jedoch nötig ist, sind Väter. Und zwar ohne um Erlaubnis zu bitten und ohne in der Versorgungsarbeit den Hiwi zu machen. Nur dann lässt sich Erwerbs- und Versorgungsarbeit zukünftig geschlechtergerecht balancieren. […] VOLKER HANDKE, Berlin