: VERZICHTBARE KONTAKTE
Wenn es um Darstellung von Schwerverbrechen geht, hat der Polizeibericht dieser Stadt keine Konkurrenz. Weder 'Bild' noch die Bibel, beides zweifellos Publikationen, aus denen das Blut nur so herausspritzt, können da mithalten. Die amtliche Verbrechens-Chronik, täglich herausgegeben, ist weit schlimmer. Selbst am Buß- und Bettag wurde gemordet, verletzt, geraubt und geklaut.
Zweimal Mord. In Schöneberg und Neukölln. Der erste in einer Spielhalle am Bayerischen Platz. Beim Aufschließen entdeckte ein Angestellter seinen erstochenen Kollegen, den 36jährigen Ewald K.
Der zweite Leichnam wurde in der Sonnenallee gefunden. Bei einem Wohnungsbrand entdeckte die angerückte Feuerwehr den erstochenen Peter S. Die Polizei vermutet, daß das Feuer gelegt wurde, um den Mord zu vertuschen.
Einen neuen Fall der Beschaffungskriminalität gab es in Wedding. Zwei Männer und eine Frau wurden beim Diebstahl einer Handtasche erwischt. Das Trio war von den Beamten observiert worden. Die jungen Leute gaben bei der Vernehmung zu, mehrere Raubüberfälle an Seniorinnen begangen zu haben, und räumten ein, ihre Opfer immer auf Zahlstellen ausgesucht zu haben. Zwei der 16 bis 23 Jahre alten Straftäter sind rauschgiftabhängig.
Bruch in Schöneberg. Aus einem Fotogeschäft in der Motzstraße wurden neun Video-Kameras verschiedener Marken geklaut. Die Täter hatten, wie simpel, die Schaufensterscheibe eingeschlagen, das Rollgitter hochgerissen und flüchteten unerkannt.
Ein anderer Einbrecher wurde gestellt. Von einem Hund. Weil sich in der Weddinger Dauerkolonie „Rehberge“ die Diebstähle häuften, hatte sich Diensthund Brix, mit seinem Führer Peter K. an der Leine, auf den Weg gemacht, nach dem Rechten zu schauen. Mit Erfolg. Sie erwischten den 46jährigen Dieter S., der gerade in eine Laube eingedrungen war und diese durchwühlte. S. wurde festgenommen.
Zum Schluß nach Kreuzberg. Am Kottbusser Tor wurde gegen 20 Uhr eine demonstrative Aktion durchgeführt. Unerkannt gebliebene Menschen setzten Autoreifen und Dachpappenrollen in Brand. Auch zwei Stahlröhren wurden als Hindernisse aufgestellt. Die Polizei fand in unmittelbarer Nähe mehrere Transparente mit politischem Inhalt. Wie es hieß, könne ein Türkei-Bezug hergestellt werden.
Hosch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen