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'VEB Siemens'erobert DDR-Markt

Berlin (taz) - Die bundesdeutschen Reaktorbauer von Siemens/KWU wollen mit dem AKW-Projektierungs- und Planungsmonopolisten „Kombinat VEB Kraftwerksanlagenbau“ mit Sitz in Berlin ein Konsortium bilden. Das bestätigten am Dienstag Beschäftigte des Kombinats gegenüber der taz.

Am Rande des zur Zeit laufenden Umwelttechnologieforums „Utech“ in Berlin (West) hatte zuvor der Vertreter des Berliner Kombinats P. Volkmer erklärt, sein Unternehmen werde in ein „Konsortium mit einer westdeutschen Firma übergehen“. Auf Nachfrage war Volkmer allerdings nicht bereit, den Namen des West-Partners preiszugeben. Ähnlich verschlossen zeigte sich die Sprecherin des Kombinats, Schotte, die immerhin die laufenden Verhandlungen „mit einem Westunternehmen“ bestätigte. „Wir wollen aber nichts dazu sagen, solange das nicht abgeschlossen ist“, meinte die Sprecherin. Das taten um so freimütiger Beschäftigte des Kombinats. Seit Wochen würden mal mehr, mal weniger Fahrzeuge von Siemens/KWU vor der Tür stehen. Die Stimmung in der Belegschaft, insbesondere in der Verwaltung (etwa 200 Beschäftigte), sei gedrückt. Erste ältere Mitarbeiter aus diesem Unternehmensbereich würden zur Zeit in schriftlicher Form auf ihren bevorstehenden Vorruhestand vorbereitet.

Der Sprecher des Siemens-Unternehmensbereichs KWU, Wolfgang Breyer, bestätigte ebenfalls die Verhandlungen mit dem Berliner Kombinat. Über den aktuellen Stand der Verhandlungen sei er jedoch nicht unterrichtet. „Die entscheidenden Leute“ seien zur Zeit „alle unterwegs“, meinte Breyer.

Hubertus Schön vom Bundeskartellamt sagte, seine Behörde habe noch keine Kenntnis von dem Vorhaben. Er wies allerdings darauf hin, daß man derzeit mit der Regierung Maßnahmen einleite, mit denen sogenannte Elefantenhochzeiten unterbunden werden könnten. Gestern haben Kartellamtspräsident Wolfgang Kartte und Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin Gespräche mit dem (noch) designierten obersten Wettbewerbshüter, Leichtindustrieminister Helm, geführt. Er habe versichert, daß bislang noch keinerlei Unternehmenszusammenschluß rechtswirksam sei. Dafür sei die Zustimmung der DDR -Regierung bzw. einer dazwischengeschalteten Treuhandanstalt erforderlich, und die würde momentan nicht erteilt.

Das Kombinat VEB Kraftwerksanlagenbau war bis zur Wende im November zuständig für die Planung und Projektierung sämtlicher Großkraftwerke in der DDR. Seit einigen Jahren hat sich das Stammwerk in Berlin ausschließlich mit der Errichtung der sowjetischen AKW-Zentralen in Greifswald und Stendal beschäftigt. In Berlin arbeiten etwa 1.200 MitarbeiterInnen in dem Kombinat.

gero/ulk

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