: Urlaub ist tödlich
■ Freiluft-Braten gibt genauso Krebs wie zelt-geschütztes Dösen: Dicke Luft aus Luftmatratzen
Wer jetzt Badehose und Bikini in den Koffer packt, um die schönsten Tage des Jahres unter südlicher Sonne zu verbraten, kriegt schneller Krebs. Wer sich vor der größten Hitze hautschützend auf Luftmatratze und ins Zelt zurückzieht, auch. Während unter Mallorcas freiem Himmel UV -Strahlen für bösartige Melanome sorgen können, herrscht in Deutschen Urlauberzelten häufig eine Luft wie am Schornsteinrand einer Müllverbrennungsanlage. Schuld: Die gute, alte Luftmatratze. In den Betten-Surrogaten steckt nämlich nur das Urlaubs-Höchstmaß der Camperbequemlichkeit, sondern auch eine chemische Mixtur, die jeder Sondermülldeponie Ehre machen würde.
Rund 50, z.T. schon in geringsten Dosen giftige Substanzen fanden der TÜV Hamburg und das Hamburger Umweltinstitut jetzt bei einer Repräsentativ-Analyse von sechs handelsüblichen Luftmatratzen im Auftrag der Zeitschrift „Vital“.
Bei den Laboruntersuchungen wurden alle Matratzen mit blitzsauberer Luft aufgeblasen und 15 Minuten mit einem Heizstrahler erwärmt. Danach wurde gemessen: Aus der vormals „hochreinen“ Luft war ein Giftgasgemisch mit Spuren von Phenol, Benzol, Cyclohexan, Hexaan, Trichlorethen, Xylolen geworden, um nur einige der Substanzen zu nennen, die z.T. im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen oder Erbschäden auszulösen.
Ursache, so einer der TÜV-Gutachter, Dr. Michael Wensing, ist der Stoff, aus dem die importierten Luftmatratzen sind: „Vermutlich um Verunreinigungen der in der Herstellung verwendeten billigen Lösungsmittel-Mixturen.“
Der Verbraucher kann sich dagegen nur schützen, in dem er ganz auf die Luftmatratzen-Bequemlichkeit verzichtet. Ein Geruchstest beim Kauf nützt nichts. Wensing: „Im Test waren die Exemplare, die penetrant nach 'Luftmatratze‘ rochen ähnlich belastet wie fast geruchslose Testobjekte.“ Allerdings warnt Wensing für Panikmache: „Wer auf der Luftmatratze Zigaretten qualmt, schadet sich durch's Rauchen immer noch mehr als durch's Liegen.“
Tips der Bremer Verbraucherzentrale: Luftmatratazen wenigstens abdecken, direkten Hautkontakt vermeiden und nicht per Mund aufpusten, am besten: solange ganz auf Luftmatratzen verzichten, bis die Hersteller saubere Urlaubs -Lager liefern.
K.S
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