■ Urdrüs wahre Kolumne: Schön und schlicht
Böse zu enden scheint das mit dem ehrenhalbigen Professor Frank „Wirtschaftsförderung“ Haller, nachdem er als Staatsrat und als Wirtschaftskolum-nist des bekannten Gesellschaftsmaga-zin „Roland“ in den Sack gehauen hat. In einem zutiefst dürftigen Werder-Gutachten hatte er schon im Frühjahr eine Milchbubenrechnung über den Werbewert der Bundesliga-Profis aufgemacht und mit der Penibilität eines Drittklässlers die Fernseh-Sendeminuten mit Werder-Beteiligung als geldwerte Bremen-Werbung zusammengezählt. Obwohl ja selbst diese hanebüchene Addition nach der Isolation des Fußballs durch Premiere-Kirch hinterfragt werden müsste, hat sein BAW-Institut die bereits zweimal an Stadt und Sportverein verkaufte Erkenntnis jetzt auch im jüngsten BAW-Monatsbericht publiziert und die dröge PR-Klamotte noch dem Weserkurier als Exclusiv-Vorabbericht angedient: Wann dämmert es eigentlich den letzten Halleristen in diesem Kirchspiel, dass man die Honorarposten für solche Bauernfängerei besser unter Schweigegeld verbuchen sollte?
Apropos Haller. Immer noch werden in Bremen von Andy Kreiter und seinen universitären Folterknechten süße kleine Äffchen an der Schädeldecke durchbohrt und in Zwangsstühlchen gehalten. Und kommentiert wird das von dem Tierquäler auch noch mit dem Satz „Die Affen arbeiten hervorragend“. Wer wird sich da noch groß zieren und nicht endlich unterschreiben beim Bürgerantrag des Tierschutzvereins? Rund 13.000 BremerInnen braucht es, um diese Affenschande wenigstens zum Thema in der Bürgerschaft zu machen. Veganer, Vegetarier, Fleischfresser, Hundefreunde und -feinde: In dieser Sache gilt „eine Kampffront“!
Dass die Buletten einen Hobbygärtner aus Verden zwangen, seine Hanfpflanzen noch vor vollendeter Reifung abzuernten und der unsachgemäßen Vernichtung zuzuführen, muss nicht weiter verwundern: Vermutlich hatten sie Angst, bei eigener Rodung durch aufkommende Aromen dem Rausch zu verfallen, am Ende zum körperlichen und seelischen Wrack zu werden und sich dann in der Zeitung der Polizeigewerkschaft als „junger Mann für dies und das“ feilbieten zu müssen, um die Sucht befriedigen zu können. Der anonyme Spaziergänger aber, der als geborener Denunziant seinen Zufallsfund im Maisfeld sofort an die 110 weitergeben musste, verdient die volle Verachtung jedes edel denkenden Zeitgenossen. Solche unterschreiben vermutlich auch nicht für die Rettung der Makaken und schwärmen von genetisch manipulierten Babies, die schon als Ferraristi mit signalrotem Arsch zur Welt kommen.
Zu Recht moniert Klaus „Urgestein“ Wolschner in der hiesigen Lokal-taz, dass bremische Architektur in den letzten zwanzig Jahren im wesentlichen nur geballte Langeweile produziert hat. Dies Elend zu erkennen und auf den Lichtblick „Universum“ zu verweisen, ist das eine. Der bewundernde Blick in das volkstümliche Labor der neuen Baumeister aber ist das andere: Mit Phantasie und Können, ohne jede öffentliche Bezuschussung und ganz im Sinne der Nachhaltigkeit sind in vielen Parzellengebieten dieser Stadt wunderbare Schlichtbauten entstanden, die in ihrer funktionalen Schönheit auch dann unter Ensemble-Schutz gestellt werden müssen, wenn sie dem sogenannt illegalen Wohnen dienen. Wie man um zwei oder drei ehemalige Tante Emma-Laden-Schaufenster oder Scheunentore herum Lebensraum von hoher Aufenthaltsqualität schafft, kann jedem Architekten landesüblicher Wüstenrot-Kackhäuschen von der Stange als Mahnung dienen, zur kreativen Stadtlandschaft beizutragen, empfiehlt
Ulrich „Bauhaus“ Reineking
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