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■ KommentarUnwirtlich

Hamburgs Gastwirte lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen, um ihren Umsatz zu sichern. Erlebnisgastronomie ist so ein Trend. Aber so richtig was erleben können Auszubildende in der Branche. Deftige Beschimpfungen, Androhung von Prügeln, Entzug von Freizeit und andere Schikanen mehr. Da reicht es, ein Frühstücksei zu viel zu kochen oder die Zucchini mit dem falschen Messer zu schneiden. Neu sind solche Methoden allerdings nicht. Die kannte schon der Koch im Märchen vom Dornröschen.

Auch die Vorstellungen der Arbeitgeber über die Verfügbarkeit ihrer Azubis erinnern immer noch ans 19. Jahrhundert: Unbezahlte Überstunden, nur sieben Stunden Pause zwischen zwei Arbeitstagen und fehlende Dienstpläne. Bei den Gastwirten der Hansestadt scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, daß Auszubildende so etwas wie ein Recht auf Freizeit haben. Und wer das Wohl der Gäste auf der Rechnung hat, dem dürfte nicht verborgen bleiben, daß die sich lieber von einem aufgeweckten Kellner oder einer ausgeschlafenen Köchin umsorgen lassen.

Und die Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten erweist sich als echte Schnellmerkerin: Am Ende des 20. Jahrhunderts kommt sie darauf, Berichte über Schikanen systematisch zu sammeln und zu veröffentlichen. Wer wollte, konnte die Klagen des Gastronomienachwuchses über solche Zustände schon seit Jahrzehnten vernehmen. Zu lange hat sich die NGG wohl als Industriegewerkschaft verstanden und den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft schlicht verschlafen.

Iris Schneider

Siehe Bericht Seite 22

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