: Untersuchung geplant
■ Bunkertreffer soll untersucht werden
Washington/London (afp/wps) — Das US-Verteidigungsministerium in Washington will eine Untersuchung einleiten, nachdem bis zu 1.000 Zivilisten bei der Bombardierung eines Luftschutzbunkers in Bagdad ums Leben gekommen sind. Dabei sollten alle Angriffsziele in Bagdad überprüft werden, um festzustellen, ob eine Verwechslung des zivilen Luftschutzbunkers mit einem militärischen Ziel möglich sei. Ein britischer Militärsprecher erklärte, der Luftschutzbunker sei „gewiß kein beabsichtigtes Ziel“ der alliierten Luftstreitkräfte gewesen. „Wenn das wahr ist, dann ist etwas schiefgegangen.“ Somit verstärkt sich nun der Eindruck, daß die „intelligenten Waffen“ der USA weniger zielgenau sind als behauptet. „Nichts im Leben ist vollkommen“, sagt der Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte am Golf, Generalleutnant Peter De La Billiere. „Manchmal habe ich Angst, daß etwas schiefgeht, daß Bomben am falschen Ort landen.“ Während das Pentagon offiziell von einer Treffsicherheit von 90 Prozent spricht, wird regierungsintern nur eine Zielgenauigkeit von etwa 60 Prozent angegeben. Dies würde bedeuten, daß von fünf Bombenabwürfen zwei ihr Ziel verfehlen. Zudem ist nur eine Minderheit der Bomben mit „intelligenter“ Technik ausgestattet. US-Militärs erklären nun häufiger, die Taktik des Luftkrieges sei geändert worden, um die Angriffe präziser zu gestalten. Anstatt wie bisher aufs Geratewohl in den Irak und Kuwait hineinzufliegen und militärische Ziele auf dem Weg wahllos zu bombardieren, sollen die Piloten jetzt systematisch ausgesuchte „Planquadrate“ anfliegen. Das gesamte Angriffsgebiet ist in „killing boxes“ — „Vernichtungsgebiete“ — von mehreren Meilen Länge und Breite aufgeteilt worden. Eines nach dem anderen wird systematisch bombardiert, um jegliche militärische Aktivitäten des Iraks auszuschalten. Die Piloten sind angewiesen, sich auf eine einzige Zone zu konzentrieren und darin Artillerie, Panzer, Wachtürme und Radarzentralen sowie alle anderen mutmaßlichen militärischen Ziele zu zerstören, bevor sie das nächste Planquadrat ansteuern. Das Ergebnis, berichten sie, ist „ein gnadenloser Bombenhagel auf irakische Truppen, die in einem bestimmten Gebiet stationiert sind“. Kapitän Orlando Cisneros: „Da unten ist es die Hölle.“ Die US-Luftwaffe behauptet, aufgrund dieser neuen Taktik sei die irakische Armee nicht mehr in der Lage, in Kuwait als Einheit zu operieren. „Wir sehen jetzt meilenweit verbrannte Erde und Bombenkrater“, sagt ein anderer Pilot.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen