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■ Mit Chinas Arbeitslosen auf du und duUnternehmensreform

Peking (IPS) – Zweistellige Wachstumsraten durch die Wirtschaftsreformen der letzten Jahre haben in China einen ungeahnten Boom geschaffen und im Ausland eine China-Euphorie aufkommen lassen. Doch der Aufschwung ging am Heer der Arbeitslosen vorbei.

Offiziellen Angaben zufolge liegt die Arbeitslosigkeit bei nur vier Prozent. In absoluten Zahlen ergibt dies jedoch im bevölkerungsreichsten Land der Erde mit 1,2 Milliarden Menschen rund 55 Millionen Erwerbslose. Die Regierung in Peking schätzt, daß im Jahr 2000 in den ländlichen Gebieten 200 Millionen Menschen keinen Job mehr finden werden.

Zwar haben der Bauboom in den wirtschaftlich dynamischen Regionen der Ostküste Chinas und die Entwicklung der ländlichen Industrie einige neue Arbeitsplätze für Wanderarbeiter geschaffen.

Doch Experten gehen davon aus, daß die geplante Unternehmensreform auch für die Mehrheit der heute noch beim Staat lebenslang Beschäftigten die ,eiserne Reisschale‘ endgültig zerschlagen wird. Chinas Staatsunternehmen beschäftigen heute noch 150 Millionen Industriearbeiter. Rund 20 Millionen verdienen ihren Lebensunterhalt in den ländlichen und städtischen Fabriken. Erst fünf Millionen konnten in der Privatindustrie und in ausländischen Joint-ventures unterkommen, davon drei Millionen allein in der Südprovinz Guangdong.

Die ersten Anzeichen für das Ende der staatlichen Jobgarantie lassen sich schon erkennen. Allein in Shanghai wurden 521.000 Menschen seit 1990 vor die Tür gesetzt, nachdem sich staatliche und kollektive Betriebe für Bankrott erklärt hatten. Nur zwei Drittel, rund 327.000 der Entlassenen, konnten in der Privatwirtschaft einen neuen Job finden.

Die Regierung in Peking hat längst zugegeben, daß mindestens zehn Millionen Beschäftigte in staatseigenen Betrieben überflüssig sind. Doch fürchtet sie sich vor den sozialen Folgen der Massenentlassung. Auch in der chinesischen Verwaltung herrscht Personalüberschuß.

Mit der Propagierung des ,Weges zur Privatisierung‘ in den chinesischen Medien hat die Pekinger Führung nun begonnen, die Werktätigen auf den neuen Kurs einzustimmen. Zwar wird die neue Parole in den staatlichen Medien noch zurückhaltend diskutiert, deutlich wird aber, daß die Führungsspitze die Privatisierung der Staatsunternehmen für unvermeidlich hält. Schon aus finanziellen Gründen: So mußte Peking 1990 insgesamt 8,4 Milliarden US-Dollar in die Staatsunternehmen hineinpumpen, um marode Firmen am Leben zu erhalten. Die Rettungsaktion verschlang damals rund 36 Prozent der Staatsausgaben.

Die Regierung hat beschlossen, jährlich fünf Prozent der Verlustbetriebe abzustoßen und die Verluste um 20 Prozent zu reduzieren. In den roten Zahlen stecken vor allem die Öl-, Kohle- und Waffenindustrie. Bisher wurden 3.700 Staatsbetriebe in Aktiengesellschaft umgewandelt. In Shanghai, Shenzhen und sogar in Hongkong sowie New York sitzen die Aktionäre von 69 dieser Betriebe. Ein Scheitern bei der Unternehmensreform kann sich China nicht leisten.

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