Unterm Strich:
Vito Acconci, einflussreicher Performance-Künstler der 1970er Jahre und experimenteller Architekt seit den 1980er Jahren, starb im Alter von 77 Jahren. Der 1940 in der Bronx geborene Künstler erlange 1972 notorische Berühmtheit mit seiner Aktion „Seedbed“, für die er sich neun Tage lang je acht Stunden unter einem eigens eingezogenen Holzboden in der Galerie von Ileana Sonnabend kauerte. Über ihm liefen die Besucher umher und hörten seine Stimme über Lautsprecher, während er onanierte und ihnen seine sexuellen Fantasien mitteilte oder kommentierte, wie sie sich über ihm bewegten.
Acconcis tiefe Überzeugung war es, dass Kunst, an der man nicht teilhaben kann, außer in devoter Anbetung, leer sei und die entsprechenden Räume für Kunst sinnlose Simulation darstellten. In den 1980er Jahren realisierte Acconci dann erste Entwürfe im öffentlichen Raum mit architektonischem Charakter. Ein kleiner Pavillon aus Spielkarten am Middlebury College führte zu heftigen Debatten am Campus. 1985 wurde er durch vandalistische Brandstiftung zerstört. Unter den mit seinem Studio umgesetzten Architekturprojekten ist die „Mur-Insel“ in Graz die bekannteste. Die 2003 aus Anlass der europäischen Kulturhauptstadt errichte Glas-Stahl-Konstruktion auf dem Fluss funktioniert als Aufenthaltsort und Brücke über die Mur.
Deutschland ist weiter als die USA: Die Schauspielerin Barbra Streisand vermutet, dass Sexismus sie in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Oscar-Nominierungen gekostet habe. Es habe „eine Menge ältere Leute“ gegeben, die keine Regisseurin sehen wollten, berichtete das Magazin Variety aus einem Interview, das Regisseur Robert Rodriguez am Samstag auf dem Tribeca-Filmfestival mit Streisand führte. Selbst Kritikerinnen hätten sie wegen ihres Geschlechts ins Visier genommen, sagte die 75-Jährige.
Ihr Film „Yentl“ wurde 1984 für fünf Oscars nominiert, darunter aber nicht für den besten Film. Dies sei zum Teil der Grund dafür gewesen, dass sie erst 1991 bei „Herr der Gezeiten“ wieder Regie geführt habe, sagte sie. Dieser Streifen wurde als bester Film nominiert, nicht aber für beste Regie. Streisand erklärte, es gebe in Hollywood nicht genügend Regisseurinnen.
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