: Unterm Strich
Gerhard Schröder hat seinen Kulturbeauftragten Michael Naumann gegen Kritik in Schutz genommen. Naumanns Vorschlag, das Berliner Stadtschloß wiederaufzubauen, sei zwar nicht mit ihm abgesprochen gewesen, sagte der Kandidat der FAZ. Das Interessante an einem Mann wie Naumann sei aber, daß er Positionen besetze, „mit denen ich mich dann auch auseinandersetzen muß“. Schröder warf Bundeskanzler Kohl vor, er trete als „eine Art Nebenpräsident“ auf und schiebe Entscheidungen so lange hinaus, bis die Positionen eindeutig seien und er gewiß sein könne, auf der sicheren Seite zu stehen. Dagegen wolle er sich, auch auf die Gefahr hin, „Schrammen“ zu bekommen, in die gesellschaftliche Diskussion einmischen. Schröder kündigte an, daß er im Fall seines Wahlsieges die Kulturzuschüsse des Bundes an Berlin mindestens verdoppeln wolle.
Naumann bekräftigte zugleich seine Kritik an der Kulturpolitik der Bundesregierung und präzisierte seinen Vorschlag, in Rußland ein Museum der Beutekunst zu errichten. Außerdem wolle er sich um die Rückführung der Kunstgegenstände als „langfristige Leihgaben“ bemühen. Denkbar sei ein Leasingverfahren für einen Zeitraum von 99 Jahren. Schröder wies die vielfach geäußerte Befürchtung zurück, die Ernennung Naumanns könne zu einer Zentralisierung des Kulturlebens führen. Einen „linken Wilhelminismus“ werde es nicht geben.
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