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Unterm Strich

Die diesjährige Biennale in Venedig hat ihren ersten Skandal: Der japanische Künstler Yukinori Yanagi wurde wegen Ameisenschinderei angeprangert und erhielt eine Anzeige. Yanagi ließ ein Ameisenvolk auf farbigem Sand in Plastikschachteln und -schläuchen herumkrabbeln, was nach Auffassung von Umweltschützern nun wirklich nichts mit der „richtigen Lebensumwelt“ der Tiere zu tun hat: Die Plastikwände seien glatter als der Waldboden und die Raumtemperatur zu heiß. Die Biennale-Leitung entschloß sich nun, die Tiere nach der Vernissage zu befreien. Die venezianische Justiz ermittelt trotzdem.

Das Madrider Flamenco-Mekka „Amor de Dios“, das Carlos Saura in seinem Film Carmen verewigt

hat, ist bedroht. Das baufällige Tanz-Studio, das seit

30 Jahren als wichtigste Institution für den Flamenco

gilt und so berühmte Künstler wie Antonio Gades, Carmen Amaya und einen großen Teil des spani-

schen Nationalballetts ausgebildet hat, soll abge-

rissen werden. Rund 200 Tänzer und befreundete Künstler haben letzte Woche vor dem „Amor de Dios“ gegen die drohende Schließung protestiert. Die Stadt Madrid hat zwar versprochen, nach einem neuen Gebäude zu suchen, hat aber bislang noch kein konkretes Angebot gemacht. Ob das „Amor de Dios“ für die derzeit 600 Schüler, darunter 300 Ausländer, wirklich ersetzbar ist, bleibt zweifelhaft.

– Großzügiger verfahren die Madrilenen derzeit mit der Kunst. Sie zahlten am vergangenen Freitag für die Thyssen-Sammlung, die zweitgrößte private Kunstsammlung der Welt, 560 Millionen Mark und weitere 70 Millionen für die Herrichtung eines eigenen Ausstellungsgebäudes in Prado-Nähe. Die spanische Regierung empfindet die Summe als „angemessen“ – schon vor sechs Jahren hatten spanische Kunstexperten den Wert der Sammlung auf knapp vier Milliarden Mark geschätzt. Der Betrag ist zahlbar innerhalb von fünf Jahren. Der Schweizer Industrielle, Kunstsammler und Mäzen Heinrich von Thyssen-Bornemisza und seine Erben haben zur Bedingung gemacht, daß die Sammlung von fast 800 Bildern geschlossen erhalten bleibt und kein Bild länger als sieben Monate ausgeliehen werden darf. Bei diesen Summen, sollte man meinen, müßte doch eigentlich etwas für „Amor de Dios“ abfallen!

Hoffentlich muß Herr Thyssen seinen Verkaufs- Entschluß nicht bedauern, wie es derzeit die Gerhard- Hauptmann-Gesellschaft tut. Sie bereut die Versteigerung der Münzsammlung des Dichters, die bei einer Auktion in der Schweiz immerhin 200.000 Mark erzielte. Hauptmann hatte in seinem Testament den Wunsch geäußert, seinen Nachlaß in der Gesamtheit von Archiv, Sammlungen und Wirtschaftsgütern einheitlich zu verwalten. Warum die Gesellschaft etwas tut, das sie hinterher bereut, wird leider nicht mitgeteilt. Wir vermuten ja Geldmangel.

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