: Unterm Strich
Denkmal 1: Und weiter in der Serie „Das Neueste vom Holocaust-Mahnmal“. Auch Michel Friedman vom Zentralrat der Juden hat seine eigene Ansicht: Die von Michael Naumann vorgeschlagene Ansiedlung der Shoah-Foundation von Steven Spielberg könne das Holocaust-Mahnmal nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Friedman stellt sich das so vor, daß die 2.700 Betonstelen des Eisenman-Entwurfs mit den Videoprotokollen der Überlebenden kombiniert werden: „Man könnte zum Beispiel in einige der Stelen kleine Bildschirme einbauen und dann 24 Stunden lang am Tag diese Aussagen dokumentieren“, sagte Friedman in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel. Vielleicht sollte man ja das ganze Projekt aus Berlins Mitte nach Disneyland verlagern? Die Shoah-Foundation würde die Ansiedlung eines Teils der Stiftung in Berlin jedoch durchaus begrüßen. „Es ist eine wunderbare Idee. Wir sind für den Vorschlag sehr offen“, sagte der Präsident der Einrichtung, Michael Berenbaum, am Donnerstag in Los Angeles. Bisher habe es jedoch noch keinen Kontakt wegen dieser Pläne gegeben. Vertreter der Shoah-Foundation und Steven Spielberg hätten nur ein informelles Gespräch mit Naumann im September bei einem Empfang in Berlin geführt und in diesem Zusammenhang ihre generelle Arbeit und ihre Ziele angesprochen. „Gestalt, Form und Inhalt des Holocaust-Denkmals sind in keinem Fall unsere Entscheidung, sondern die des deutschen Volkes“, sagte Berenbaum. „Wir sind aber bereit, den Deutschen bei der Errichtung des Denkmals zu assistieren, und unsere Stiftung könnte einen wertvollen Beitrag leisten.“
Uwe Lehmann-Brauns, kulturpolitischer Sprecher der Berliner CDU, ist der Auffassung, daß die Mehrheit der Union im Bundestag den Eisenman-Entwurf ablehnen wird. Im Info-Radio sagte er: „Die Beballerung der Fläche mit völlig unterschiedlichen Dingen wie Akademie oder Stiftung hat natürlich erstmal etwas Irrwitziges an sich, denn es ist ja auch alles eine finanzielle Frage und eine Frage der Größenordnung und der Qualität.“ Wo er recht hat, hat er halt recht, der Lehmann-Brauns. Weitere Meinungen zum Holocaust-Mahnmal werden jederzeit und überall gerne entgegengenommen. Wer unbedingt noch zitiert werden möchte, äußere sich bitte jetzt.
Denkmal 2: Die Frauenkirche in Dresden und der Naumburger Dom sollen Weltkulturerbe werden. Die Kultusministerkonferenz verabschiedete auf ihrer Plenarsitzung in Brandenburg gestern eine Liste der Denkmäler, die in den nächsten zehn Jahren bei der UN-Kulturorganisation Unesco als Weltkulturerbe nominiert werden sollen. Dazu gehören in Dresden zudem der Zwinger, die Oper und das Schloß sowie die Brühlsche Terrasse. Aus Nordrhein-Westfalen werden die Zeche Zollverein XII in Essen und das Kloster Chorvey in Höxter vorgeschlagen.
Preise 1: Der Regisseur und frühere Intendant Ivan Nagel erhält den Kortner-Preis 1998 der Zeitschrift Theater heute. Die zum zwölften Mal vergebene Auszeichnung ist mit 25.000 Mark dotiert. In der Begründung heißt es, Nagel, einst vertrauter Mitarbeiter des Regisseurs Fritz Kortner (1892 bis 1970), habe in den vergangenen drei Jahrzehnten dessen entschiedenen Humanismus fortgeführt – „als Dramaturg und Intendant, aber auch als luzider Essayist“.
Preise 2: Der Schriftsteller Hans Joachim Schädlich erhält den Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg. Damit soll das literarische Werk des Schriftstellers aus der ehemaligen DDR gewürdigt werden, das „im Spannungsfeld deutscher Befindlichkeiten aus der Erfahrung des damals geteilten Landes“ entstanden sei. Die mit 40.000 Mark dotierte Auszeichnung wird am 10. November in Stuttgart verliehen. Letzter Preisträger war Peter Handke.
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