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Unterm Strich

Die Heinrich-Böll-Stiftung eröffnet heute abend das erste Auslandsbüro in Prag. Das Datum ist quasi ein historisches: Vor 22 Jahren, als die sowjetischen Truppen in Prag einmarschierten und den Prager Frühling am 21. August 1968 mit militärischer Gewalt beendeten, waren Heinrich Böll und Annemarie Böll auf Einladung des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes in Prag. Die jetzige Eröffnung des neuen Büros der Stiftung, die in der CSFR viele Mitglieder und Freunde hat, findet in der Residenz des Prager Oberbürgermeisters statt, in Anwesenheit der Familie Böll.

Eine neue Version des Todes Federico Garcia Lorcas hat jetzt der Arzt und Schriftsteller Francisco Vega Diaz präsentiert, zur Zeit des spanischen Bürgerkrieges Direktor von Militärkrankenhäusern der Re

publikaner in Andalusien. Die Zeitung 'El Pais‘ publizierte als erste diese Darstellung, die auf der Aussage eines Kraftfahrers namens Hector basiert, der Lorca und andere Verhaftete am 19. August 1936 auf Befehl der Falangisten zu seiner Hinrichtungsstätte gefahren hat.

Hector zufolge ist Lorca nicht einfach erschossen worden. Am Rande der für die Leichen der Ermordeten bestimmten Grube soll Lorca geweint, geschrieen und seine Henker beschimpft haben. Daraufhin sei er zusammen mit einem an ihn gefesselten Mithäftling in die Grube gestoßen worden, um ihm dann mit dem Gewehrkolben den Schädel zu zertrümmern. Erst danach habe eine Salve von Gewehrschüssen eingesetzt. Diaz behauptet, diese Version über fünfzig Jahre lang für sich behalten zu haben. Warum, sagt er nicht.

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