: Unterm Strich
Die Zuschauerwand des früheren „Stadions der Weltjugend“ in Berlin, das zugunsten der zentralen Berliner Olympiahalle abgerissen werden soll, wurde nach Angaben des Fördervereins Berliner Stadtschloß 1951 unmittelbar nach der Sprengung des Schlosses im wesentlichen aus dem Sprengschutt des bedeutendsten Barockbaus in Deutschland errichtet. Der Förderverein appellierte daher an alle Beteiligten, „die Räumarbeiten mit größter Sorgfalt und Vorsicht durchzuführen“. So könnten Bauprofile, skulpturale Überreste und andere Architekturdetails wiedergewonnen werden, die für die baugeschichtliche Erforschung des Berliner Stadtschlosses unverzichtbar seien und die „eine Rekonstruktion mit archäologischer Genauigkeit ermöglichen würden“.
Seinerzeit seien Materialien der Schlüterhof- Nordseite, der Lustgartenfassade Schlüters und Eosanders, der Portale V und VI des großen Schloßhofes, der Schloßfreiheit, des Weißen Saales und der Schloßkuppel in die Stadionbaustelle gebracht worden, „um so einerseits den von Ulbricht zum 1.Mai 1951 befohlenen großen Aufmarschplatz in der Mitte Berlins zu schaffen, andererseits aber auch das Stadion für die im Sommer 1951 stattfindenden Weltjugendfestspiele zu bauen“. Beim Abbruch des Stadions müßten jetzt alle Sandsteinteile geborgen und gesichtet werden, was kein größeres Problem darstelle und wozu der Förderverein seine Hilfe anbot. Anderenfalls bestehe die Gefahr, daß die Überreste des Berliner Stadtschlosses „für immer in den Gesteinsmühlen verschwinden und zu Granulat werden“.
Eine Ausstellung mit 45 Exponaten von drei renommierten Moskauer Avantgarde-Künstlern wurde am Montag unter dem Titel „Widerstand gegen Utopia“ im Leipziger Stadtgeschichtlichen Museum eröffnet. Totan Kusembajew, Sergej Korobow und Igor Pischukewitsch bilden die Künstlergruppe „Doka“ aus Moskau, die sich in ihrer Architektur der harmonischen Verbindung zwischen Mensch und Technik verschrieben hat. Ihre Ausstellung wird als ein Vorbote der Buchmesse gewertet, die am Donnerstag in Leipzig beginnt.
Die Moskauer Architekten, die sich als Studenten kennenlernten und seit etwa zehn Jahren zusammen arbeiten, gestalten ihre großflächigen Bilder aus verschiedensten mehr oder weniger natürlichen Materialien: Arbeiten Kusembajews unter dem Titel „Moskau“ beispielsweise bestehen neben anderem aus Nußschalen, Streichhölzern, Sonnenblumenkernen, Glassplittern und neben- oder aufeinander gepreßten 'Prawda‘-Exemplaren. Hauptanliegen der mit internationalen Preisen von Tokio bis Paris gewürdigten „Doka“ ist jedoch die Vision einer neuen informellen Stadt, die völlig ohne traditionelle Architektur, wie zum Beispiel Kirchen, auskommt.
Dank der Förderung durch den Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie konnte die Ausstellung nach einer europaweiten Tournee von Köln nach Leipzig geholt werden. Die Künstler zeigen demnächst ihre Arbeiten in Washington D.C.
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