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Unterm Strich

Daß die Opernkunst zum unverzichtbaren Teil auch der sozialen Befindlichkeit des Landes gehöre, ließ Götz Friedrich, Generalintendant der Deutschen Oper Berlin, auf der Herbsttagung der Opernkonferenz deutschsprachiger Bühnen vor Journalisten verlauten, und er verknüpfte diese Erkenntnis mit einer Forderung nach mehr Geld für die Opernhäuser des Landes. Ja, und weil die in Berlin versammelten Intendanten selbst wissen, daß von den Kommunen schon lange nichts mehr zu holen ist, soll jetzt eben der Bund – trotz aller wirtschaftlicher Engpässe – den Erhalt der Opernbühnen gewährleisten. Im Frühjahr planen die Konferenzteilnehmer eine Beratung gemeinsam mit Bundes- und Landespolitikern in Frankfurt am Main. Bis dahin hat der Bund ja vielleicht schon ein Finanzierungskonzept für die fehlenden 400 Milliarden Mark Ostaufbauhilfe gefunden. Da könnte für die Oper doch etwas abfallen, oder?

Am Dienstag wurde das „Haushaltsloch“ von Bonn nach Berlin verbracht, meldet uns die dpa. Das Transportgut wog fünfeinhalb Tonnen und ist eine Bronzeskulptur des englischen Bildhauers Henry Moore. Die mehr als eine halbe Million Mark teure Plastik hat seit 1979 ihren Platz vor dem Kanzleramt. Sie soll eine liegende Gestalt darstellen, erinnerte Kohls Mitarbeiter aber wohl eher an die drängende Finanznot der Republik, weswegen die Skulptur in Regierungskreisen scherzhaft „Das Haushaltsloch“ genannt wird. Das inzwischen leicht verwitterte Kunstwerk soll nun in Berlin überarbeitet und poliert werden. Auf daß das Haushaltsloch, mittlerweile eines der Wahrzeichen der Bundeshauptstadt, wieder glänze.

Künstler zum Militär? Um der drängenden Ateliernot in Berlin und Umgebung zu begegnen, wollen die Länder Berlin und Brandenburg nun auch ungwöhnliche Wege einschlagen. Derzeit laufen zwischen beiden Administrationen kooperative Gespräche und Projekte, um ateliergeeignete Objekte und Begegnungsstätten im Berliner Umland zu nutzen, meldet die dpa. Da die steigenden Mieten in der neuen Hauptstadt immer mehr Künstler aus ihren Räumen verdrängen, wird derzeit geprüft, inwieweit ehemals militärisch genutzte Anlagen zur Beherberberung kreativer Kunstproduktion geeignet sind. Was fällt uns dazu ein? Schwerter zu Roßhaarpinseln.

Noch leben Tausende von Künstlern in Berlin. Das stellte am Dienstag Pfarrer Bringfried Naumann, neuer Beauftragter für Kunstfragen in der Evangelischen Kirche von Berlin Brandenburg, fest, aber die Kirche gehe an ihnen vorbei. Das soll jetzt anders werden: „Informationen, gegenseitiges Kennenlernen und Seelsorge“ will Naumann erklärtermaßen in den Mittelpunkt seiner künftigen Tätigkeit stellen. So will er künftig die Künstler besuchen und dabei lernen, „wie Künstler in dieser Zeit nach Wahrheit fragen und Gestaltung riskieren“.

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