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Unterm Strich

Von wegen „Ärmel aufkrempeln zupacken“ – Sparvorhaben allerorten! Und jetzt auch noch das: Die Feierlichkeiten zu den Leipziger Kulturjubiläen 1993 sind finanziell noch nicht gesichert! Ganze 4.000.000 Mark fehlen der Leipziger Oper noch für die Festwochen anläßlich ihres 300jährigen Jubiläums. So jedenfalls Intendant Udo Zimmermann am Donnerstag in Leipzig vor Journalisten. Vielleicht werden die ja noch irgendwie zusammenkommen. Ungut nur, daß auch das Gewandhausorchester in diesem jahr was zu feiern hat (das 250ste) und auch das Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ vor 150 Jahren gegründet wurde. Zimmermann wie auch Gewandhauskapellmeister Masur finden, daß da „der Bund“ ran muß. Um so mehr, als bislang nur ein einziger Sponsor sein Säckel geöffnet hat. Vielleicht wäre die Stimmung in Leipzig nicht gar so übel, hätte man an der Bonner Oper nicht so sorglos vor sich hingewirtschaftet. Wegen Etatüberschreitungen in Millionenhöhe hat jetzt die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Untreue gegen den Intendanten Gian-Carlo del Monaco eingeleitet. Del Monaco, der seit Anfang August am Rhein amtiert, hat den Opernetat um – wie wundersam! – etwa 4.000.000 Mark überzogen. Zur Zeit soll ein Rechtsanwalt im Auftrag der Stadt feststellen, wie die Zeitvorgaben für fristgerechte Kündigungen eingehalten werden können.

Viel Ärger ums Geld allerdings auch in Mailand. Der „italienische Star-Regisseur“ (dpa) Giorgio Strehler hat den Bürgermeister von Mailand und den Verwaltungsrat des „Piccolo Teatro“ um seine Beurlaubung gebeten. Der 71jährige Strehler zog damit die Konsequenzen aus den Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft wegen angeblichen Mißbrauchs von EG-Geldern in Höhe von (direkt bescheidenen) 800.000 Mark. Strehler äußerte allerdings die Hoffnung, bald wieder ans Theater zurückzukönnen. Die Bühne werde auch ohne ihn nicht schließen und, so hoffe zumindest er, Strehler, die Arbeit fortgehen.

An der vierten Biennale von Kairo, meldet dpa, werden auch acht deutsche Künstler beteiligt sein. Ulrich Holland aus Gera und Walter Sachs aus Weimar „vertreten die neuen Bundesländer“, Sigrid Baumann- Senn, Reinhold Bräuer und der Rest „kommen aus den alten Bundesländern“. Wie, vertreten sie die etwa nicht?

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