: Unterm Strich
An der von Christo geplanten „Verpackung“ des Berliner Reichstagsgebäudes scheiden sich in Bonn die Geister. Vor der Sitzung des Ältestenrates des Bundestages am Donnerstag zeichnete sich im Parlamentspräsidium eine Ablehnung des Vorschlags ab. Nachdem Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth im Vorwege ihre Zustimmung signalisiert hatte, sprachen sich ihre vier Stellvertreter in Interviews der Berliner Tageszeitung B.Z. von gestern gegen das Projekt aus.
So meinte Bundestagsvizepräsident Dieter-Julius Cronenberg (FDP), der Reichstag dürfe nicht „Objekt künstlerischen Spiels“ werden oder „für irgendwelche Kunsthappenings zur Verfügung stehen“. Seine SPD-Kollegin Renate Schmidt signalisierte zwar prinzipiell Zustimmung, sagte aber: „Im Augenblick liegen die Sorgen der Bevölkerung sicherlich woanders, so daß eine Realisierung wohl leider nicht zustande kommen wird.“
Unterstützung erhielt Rita Süssmuth dagegen von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer. Der eigentliche Symbolwert der Aktion liege für sie im Auspacken des Reichstags unmittelbar vor dem Umbaubeginn: „Das markiert den Aufbruch des Parlaments in eine neue Ära“, sagte die FDP-Politikerin.
Christo Javacheff, der amerikanische Künstler bulgarischer Abstammung, plant, das Berliner Reichstagsgebäude vor dessen Umbau im Sommer komplett in silberglänzende Stoffplanen zu hüllen. Die Aktion will er aus eigener Tasche finanzieren. Bundeskanzler Helmut Kohl und CDU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble hatten sich bereits gegen das Projekt ausgesprochen.
Ein Pariser Gericht hat am Mittwoch die Zerstörung eines Ölgemäldes mit dem Namenszug von Chagall angeordnet, bei dem es sich nach Ansicht der Experten um eine Fälschung handelt. Die Erbin des Malers, Ida Chagall, hatte die Justiz eingeschaltet, als das 21 mal 27 Zentimeter große Bild im Januar 1990 von dessen Besitzer dem Marc-Chagall-Komitee vorgelegt worden war. Laut Gerichtsurteil haben zwei Experten im April 1992 erklärt, daß das Werk „keinerlei Bezug zu den stilistischen Gewohnheiten des russischen Meisters“ aufweise und selbst die Signatur nicht echt sei. Das seit drei Jahren versiegelte Werk wird nunmehr unter Kontrolle eines Gerichtsvollziehers vernichtet.
Björn Engholm hat den kürzlichen Parteiaustritt des Schriftstellers Günter Grass wegen des Asylkompromisses von SPD und Koalition als Irrtum bezeichnet. „Auch große Geister sind ... vor Irrtümern nicht gefeit. Für einen solchen halte ich Günter Grass' Entschluß, wegen unserer Position in der Diskussion über die Zuwanderungspolitik aus der SPD auszutreten“, schrieb Engholm in einem Grußwort zur Verleihung des „Premio Comites“ an den Autor am Mitt
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