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Unterm Strich

Die Schauspielerin Helen Hayes ist am Mittwoch im Alter von 92 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus im Schlaf gestorben. Helen Hayes stand auf Drängen ihrer ehrgeizigen Mutter schon als Fünfjährige auf der Bühne. Sie gewann im Laufe ihrer über 80jährigen Karriere zahlreiche Preise: zwei Oscars für ihre Filmrollen, drei Tonys für Theaterrollen und einmal den Fernsehpreis Emmy. An ihrem 75. Geburtstag sagte sie in einem Interview: „Ich habe mein Leben vergeudet, denn glücklich war ich als Schauspielerin nie. Mein Erfolg war nicht all die Tränen, die schlaflosen Nächte und all die Abende auf der Bühne wert, die ich viel lieber mit meinem Mann und meinen Kindern verbracht hätte.“

Zu Hause verachtet und als billiges Fernsehmaterial verramscht, entwickeln sich britische Filme unaufhaltsam zu Kassenschlagern in den USA. Für die Oscar-Verleihung Ende März sind allein 18 Nominierungen an britische Filme gegangen. James Ivorys „Wiedersehen in Howards End“ wurde neunmal und Mike Newells „Enchanted April“ dreimal nominiert. Den Überraschungscoup landete jedoch „The Crying Game“ von Neil Jordan. Sechs Oscar-Nominierungen für einen Film, der von IRA-Terroristen und androgynen Schwulen handelt. In London ist man very surprised über diesen internationalen Erfolg. Nicht einer dieser Filme hatte es 1992 in die Top 20 der englischen Kinorangliste geschafft.

Im Grand Palais in Paris hat am Mittwoch der 13. „Salon du Livre“ begonnen. Bei der größten Buchmesse der frankophonen Welt stellen bis einschließlich Sonntag rund 1.200 Verleger ihre Neuerscheinungen vor, darunter 150 Verlage aus dem frankophonen Ausland und 200 Verlage aus nicht-frankophonen Ländern. Deutschland ist in diesem Jahr nicht vertreten. Sind wir etwa nicht frankophon oder was? Einer der Stars im Grand Palais ist Priester. Also Deutscher. Aber immerhin ohne Bart. Eugen Drewermann stellt die unter dem Titel „Les Fonctionnaires de Dieu“ erschienene Übersetzung seiner „Kleriker“ vor. In der Bestsellerliste des „L'Express“ liegt Drewermanns Streitschrift diese Woche auf dem ersten Platz.

Einar Schleef wechselt vom Berliner Ensemble ans Berliner Schiller-Theater. Mit dem neuen Führungsduo, Intendant Volkmer Clauß und Künstlerischer Direktor Niels-Peter Rudolph, hat Schleef zwei Inszenierungen pro Spielzeit vereinbart.

Das Centre Pompidou in Paris stellt bis zum 12.April Arbeiten von Jörg Immendorf aus. Darunter das Monumentalgemälde „Café de Flore – Gentiane“: ein Gruppenbild mit Heinrich Heine, Heiner Müller, Rimbaud, Ibsen und Brecht, Schwitters und de Chirico, Lüpertz, Penck und Baselitz. Jean-Paul Sartre sitzt mit seinem ungarischen Philosophenkollegen György Lukacz an einem Tisch, auf einem Esel klammert sich Marcel Duchamp an Joseph Beuys.

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