: Unterm Strich
Über das Ende des „Traumpaares“ Woody Allen und Mia Farrow im vergangenen Sommer hätte sich die Welt zynisch amüsieren können, wenn nicht eine grausige Anklage Teil des Streits gewesen wäre: Mia Farrow, zwölf Jahre lang Lebensgefährtin und Hauptdarstellerin in den meisten Allen-Filmen, behauptete, Allen habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan, erst sieben Jahre alt, auf den Dachboden ihres Hauses gelockt und sich dort sexuell an ihr vergangen.
Dieser Teil der Geschichte scheint jetzt erledigt zu sein, wenn nicht alle Anzeichen trügen. Am Donnerstag wurde den bis aufs Blut zerstrittenen einstigen Liebesleuten das Ergebnis einer monatelangen Untersuchung eröffnet. Die ersten Reaktionen lassen kaum einen Zweifel: Der amerikanische Meisterregisseur hat das Kind nicht sexuell belästigt, wie es von Mia Farrow behauptet worden war.
Das ist offenbar das Ergebnis der Ermittlungen der Polizei und der zuständigen Ärzte im Bundesstaat Connecticut bei New York. „Kein Kindesmißbrauch hat stattgefunden“, sagte Allen nach dem Gespräch mit Ärzten und Untersuchungsbeamten.
In dem Streit, der seit dem Sommer vergangenen Jahres für immer neue Schlagzeilen sorgt, hatte es bereits eine erste Annäherung und zwei wichtige Zugeständnisse der Schauspielerin gegeben: Allen darf seinen fünfjährigen Sohn Satchel regelmäßig sehen, und die siebenjährige Adoptivtochter Dylan erhält eine Behandlung durch einen Psychotherapeuten.
In der Hauptsache geht es im Verfahren, das Allen gegen seine ehemalige Lebensgefährtin angestrengt hat, um das Sorgerecht für drei gemeinsame Kinder – außer Satchel und Dylan auch um den 15jährigen Adoptivsohn Moses. Der Streit war ausgebrochen, nachdem Allen eine Liebesbeziehung mit Mia Farrows jetzt 22jähriger Adoptivtochter Soon-Yi aufgenommen hatte.
Im Prozeß um das „alleinige Sorgerecht“ spielt immer wieder der Zeitpunkt für den Beginn von Allens neuer Beziehung eine Rolle: Der Farrow-Anwalt Alan Dershowitz glaubt Beweise dafür zu haben, daß Woody seine intimen Beziehungen zu Soon-Yi Previn, der Adoptivtochter Mia Farrows und ihres damaligen Ehemannes Andre Previn, am 1. Dezember 1991 aufnahm.
Der Regisseur bestreitet das energisch: Die Affäre habe nach dem 17. Dezember jenes Jahres begonnen, dem Tag, an dem die Adoption von Moses und Dylan rechtskräftig wurde.
Im Adoptionsverfahren hatte Mia Farrow eine Stellungnahme abgegeben, die erst kürzlich ans Tageslicht kam und im Prozeß vielleicht eine entscheidende Rolle spielen könnte: Woody Allen sei „ein liebender, sorgender, aufmerksamer Vater, ein weit besserer Vater, als natürliche Väter sind oder sein wollen“.
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