: Unterm Strich
Wir notieren Ergriffenheit: Gerade rauschte die Geschäftsleitung (jawohl, auch wir haben eine Geschäftsleitung) huldvoll durch die Oswald-Kolle-Oase und gab kund und zu wissen, daß nun auch die taz-Gehälter, ja selbst die Honorare dem bundesdeutschen Durchschnitt (na gut, dessen unterster Marge, aber immerhin!) angepaßt werden sollen. Geschämt hätten sie sich plötzlich, so kurz vor Ostern, daß sie ihre Untergebenen, Schutzbefohlenen, ihre treuen Häseken bisher so schoflig behandelt hätten. Geweint hat sogar einer im Troß, als er an die klammen Fingerchen dachte, die bläulich abstehenden kleinen Zehlein, die seine Schäflein im Sonntagsdienst vor ihn hingehalten hatten, als, wie wir berichteten, die Heizung ausgefallen war im ganzen Hause. Da weinten auch wir ein bißchen, so ganz verschämt, und winkten zart mit den verbliebenen Gliedmaßen hinter den davoneilenden, huldvoll Gunst verbreitenden Patrones hinterher.
Und weil wir gerade dabei sind: Offenbar haben wir der Schauspielerin und Marlene-Aspirantin Frederike von Strechow ein Unrecht angetan, als wir schrieben, sie habe so etwa die Brillanz der Banane, die seit einiger Zeit auf dem Fensterbrett vor sich hinlebt.
Das hätte was Phallisches, wurde uns vorgeworfen, und wie wir so österlich gestimmt sind, da hat uns das erschreckt: Ein vor sich hinlebender Phallus auf unserem Fensterbrett? Kommt ein Phallus geflogen, setzt sich nieder... Und so weiter ! Andererseits sind Bananen ja auch nur Menschen! Wir möchten das also zurücknehmen und möchten im Gegenteil sagen: Weiter so! Nur nicht mürbe machen lassen!
Zu vermelden bleibt weiterhin, daß Robert De Niro der heutigen Kurzmelderin endlich das Interview zugesagt hat, um das sie seit einigen Jahrtausenden nachgesucht, und zwar im Chelsea Hotel (I remember you well) und das nackend! Mit und ohne Bodyguard! Dazu gib's gefillte Fisch plus ein Mött und Schandong.
Gerade erhielten wir einen Anruf von FAZ-Herausgeber Johann Georg Reißmüller, der uns weinend zu unserer Glosse vom gestrigen Tage gratulieren wollte. Weinend gestand er, daß es sich tatsächlich genau so verhalten habe, wie in der Glosse geschildert: Von Grimm geplagt, habe er noch nach Mitternacht in seinem glitzernden Büro gestanden, auf das verfluchte Land des pöbelnden, arbeitsscheuen Mobs heruntergeblickt, und sich einsamer als je gefühlt. Nie hätte er mit Verständnis in irgendeinem dieser Mitmenschen gerechnet, und schon gar nicht bei den gewalttätigen Jugendlichen von der linksalternativen tageszeitung. Da weinten natürlich auch wir wieder. Endlich Versöhnung, endlich Wahrheit, endlich, endlich. Und so wird dieser Tag wohl als einer der bewegendsten, die Herzen und Bananen berührendsten in die Geschichte eingehen.
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