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Unterm Strich

Glückliche Briten! Wenn die schon mal einen Skandal haben, ist echt was los. Jede Menge Anlaß zu wunderbar spitzen Bemerkungen bot die Aufführung des Musicals „Leonardo – A Portrait of Love“, das die Beziehung Leonardo da Vincis zu seinem Modell Mona Lisa abhandelt. So kurios wie die Handlung ist auch der Hintergrund der Show. Sie wurde von der Regierung der kleinen Südseeinsel Nauru finanziert, die ihr Geld mit dem Export von Düngemitteln aus Vogelmist gemacht hat. Die meisten Kritiker bemängelten, daß der nicht gerade als Frauenfreund bekannte Renaissance-Maler sich auf der Bühne Hals über Kopf in sein Modell verliebt. Der Kritiker des Londoner Evening Standard schrieb: „Wenn die Pazifikinsel Nauru nicht so reich an Seevögelexkrementen wäre, dann würde ich bezweifeln, daß eine Ladung von so extremen Mist in einem West-End-Theater abgeladen worden sein könnte.“ Der Daily Express verriß das Stück mit den Worten: „Es sind noch sechs Monate bis Weihnachten, und der Truthahn ist bereits im West-End angekommen.“ Die Times meinte, Leonardo sei als Mann mit einem „Schmetterlings-Gehirn“ dargestellt worden. „Die ganze Tendenz dieser Schau ist absurd“, schrieb das Blatt. Der Independent spricht dagegen von einem „ganz passablen“ Musical mit „gefälligen“ Melodien. Das Stück geht auf die Initiative des 47jährigen Duke Minks aus Liverpool zurück. Der frühere Roadmanager einer Popgruppe war Berater der Regierung von Nauru geworden. Er konnte die Inselväter von dem Projekt überzeugen, und sie brachten die erforderlichen Startkosten von rund fünf Millionen Mark auf. Das gesamte Kabinett war zur Premiere am Donnerstag in London angereist. Köstlich!

Doch auch hierzulande gibt es kleine Mißgeschicke: Bei den Proben zum „Bajazzo“ spielte Regisseur Gian-Carlo des Monaco seinem Tenor Herbert Hechenberger vor, wie leidenschaftlich er sich eine Szene zwischen dem Bajazzo und seinem Kontrahenten in Sachen Liebe, Beppo, vorstellt. Leidenschaftlich also holte der Regisseur mit der Mandoline aus – und knallte sie seinem Tenor auf den Kopf. Pech für Hechenberger, daß die Requisite noch nicht fertig präpariert und mit Watte gepolstert war. Einen Mißklang zwischen Tenor und Regisseur gebe es nach diesem Zwischenfall nicht, vermeldet die Oper. Das ist eben wahre Leidenschaft.

Astrid Lindgren, Autorin von „Pippi Langstrumpf“ und zahlreicher weiterer erfolgreicher Kinderbücher, ist am Freitag im Wiener Rathaus mit dem internationalen Buchpreis der Unesco geehrt worden. Die nicht mit einem Geldpreis verbundene Auszeichnung der Kulturorganisation der UNO war 1972 gestiftet worden. Sie wird Persönlichkeiten des literarischen Lebens zuerkannt, die sich um die Förderung des Buches und des Lesens verdient gemacht haben.

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