: Unterm Strich
Bei der Biennale in Venedig sind am Sonntag der Brite Richard Hamilton und der Spanier Antonio Tapies mit dem Goldenen Löwen für ihre Malerei ausgezeichnet worden. Der amerikanische Bildhauer Robert Wilson erhielt ebenfalls einen Goldenen Löwen für seine Skulpturen. Die internationale Jury der Ausstellung, die erstmals 1895 veranstaltet wurde und alle zwei Jahre stattfindet, lobte darüber hinaus den deutschen Pavillon für die beste Darstellung des „transnationalen Geistes dieser Biennale“. Im Pavillon wurden gemeinsam Werke der Künstler Hans Haacke aus der Bundesrepublik und Nam June Paik aus Südkorea gezeigt. Begründung der Jury für die Wahl von Hamilton und Tapies: die „außerordentliche Bedeutung ihrer Kunst“ und der „moralische Anspruch“ ihrer Arbeit. Wilson erhielt den Skulpturenpreis für die „dramatische Wahrnehmung von Erinnerung und Absicht in einem gestalteten Raum von großer Magie“. Mathew Barney aus den USA wurde mit dem Preis 2000 geehrt, der die Leistungen von Künstlern unter 35 Jahren würdigt.
Wo wir schon mal wieder bei den Preisen sind: Karlheinz Deschner ist am Sonntag in Darmstadt mit dem Alternativen Büchnerpreis geehrt worden. Deschner entlarve „mit eindringlicher Sprachkraft die unheilige Allianz der Mächtigen von Staat und Kirche“, heißt es in der Urkunde der mit 60.000 Mark dotierten Auszeichnung. In seiner Dankesrede zeichnete der 69jährige Autor das Bild einer von Gleichgültigkeit und Heuchelei beherrschten Gesellschaft, die aus Marktpolitik Obst vernichte, um dann „Brot für die Welt zu sammeln“. In der Laudatio, gehalten von Horst Herrmann, nannte selbiger Deschner einen „Poeten heilloser Christlichkeit“.
Einen waschechten Brecht-Preis hat jetzt auch Augsburg. Immerhin 30 Mille gibt es erstmals 1995 (allerdings dann immer nur alle drei Jahre) für einen deutschsprachigen Schriftsteller, der sich in seinem Werk kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzt.
Wer schon immer mal ein Seminar bei Allen Ginsberg besuchen wollte, kann dies demnächst tun, und zwar in Wien, wo Ginsberg im Rahmen der September-Akademie der „Schule für Dichtung“ zu Gast sein wird. Zwei Kurse wird er halten, der Mann, der in der Meldung von dpa als „einer der schärfsten Kritiker der amerikanischen Gesellschaft“ beschrieben wird.
Von der Kritik zur Affirmation im freien Flug: „Moderne, anspruchsvolle Musik, in Verbindung mit gewachsener Kulturlandschaft und Weingenuß“ – na, wär' das was für Sie? Dann – lauf Klaus, lauf! – nichts wie den Brief an das Ministerium für Bildung und Kultur Rheinland-Pfalz eingeschmissen und Informationen zur Reihe „Jazz und Kunst auf Weingütern“ hergeordert. Mit diesem gediegenen Schoppenspektakel, heißt es im Vorab-Presse-Memo, sei eine „landesspezifische Veranstaltungsform“ geprägt wor
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