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Unterm Strich

Der Erzengel Michael, Anführer der himml. Heerscharen, wird am Michaelistag, das ist der 29. September, an seinen angestammten Platz zurückkehren, welcher über dem Hauptportal des Hamburger Michel liegt. Er war wegen Berostigung in seiner Standfestigkeit eingeschränkt gewesen, und das ist für Leute, die über dem Himmel einer Stadt thronen, gar nicht gut. Sonst ereignet sich nämlich, was aus Bad Splatterhausen bekannt wurde: Paster Herr Pastor Lembert stürzte von der Kanzel und erschlug 2 (in Worten zwo) Gemeindemitglieder.

Heimtückischerweise hat nämlich der Teufel, der zu Fuße des Erzengel Michael darauf wartet, von jenem mit einem Speer durchbohrt zu werden, bereits auf dem Portal Platz genommen. Es heißt, daß jener Teufel sich knarrend und knarzend gegen seine Loslösung vom Portal gewehrt habe. Den Schaden am Michael hatte ein Selbstmörder zutage gefördert, der sich im Frühjahr 1990 von einem Baugerüst gestürzt und dabei den linken Flügel des Erzengels stark beschädigt hatte. Künftig wird Michael mit einem Stahl-Skelett ausgestattet sein, und es sind bereits Anfragen von Arnold Schwarzenegger eingegangen, wo man des Dings habhaft werden und ob man einen Home- Trainer daran anschließen könne. Was wir noch nicht so ganz verstehen, ist, daß zur Einweihung des Gesamtensembles, also Micha, Diabo etc., Mozarts Spatzenmesse gesungen wird.

Unter dem zugegebenermaßen süffigen Titel Kunst Er Leben präsentiert die Jesus- Bruderschaft in Gnadenthal (Nehemia- Hof) eine Veranstaltungsreihe, deren Ziel es ist, neue Impulse für den Dialog zwischen Kirche und Kunstszene zu geben. Höhepunkt der Chose soll die Eröffnung der Ausstellung Licht sein. Derweilen können sie in den heiligen Hallen der linksalternativen tageszeitung die Ausstellung Kunst Ver Schlafen besichtigen, deren Höhepunkt ein Blaskonzert mit dem Titel Bitte laß mich sein wird.

Vor zehn Jahren, so vermeldet epd Ost, hat die Templiner Kantorei ihre Arbeit begonnen. „Das Chorprogramm steht“, stellt Kantor Klaus-Jürgen Gundlach zufrieden fest. Und: „Zum Chor gehören 22 Männer- und 43 Frauenstimmen, die um ihre Emanzipation nicht kämpfen müssen.“ Das ist gut. Infernalisches Gedröhn emanzipierter Stimmen beiderlei Geschlechts.

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