piwik no script img

Unterm Strich

Der Berliner Hochschullehrer Prof. Dr. Norbert Miller hat den Sigmund-Freud- Preis 1993 für wissenschaftliche Prosa erhalten. Der Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wurde Miller, der am Institut für Deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Technischen Universität Berlin tätig ist, am Sonnabend in Darmstadt verliehen. Im Text der Urkunde heiße es, so die Pressestelle der Hochschule und meinte damit schlicht die Urteilsbegründung, „Miller führe in seinen Aufsätzen und Büchern mit kompetenter Übersicht und großer Gelehrsamkeit seine Kenntnisse der Kunstgeschichte und Weltliteratur sowie der Musikgeschichte in einer ebenso anregenden wie genauen Sprache“ zusammen.

Wie das mit der kompetenten Übersicht aussieht, bei dem in Magdeburg uraufgeführten Tanztheaterstück „Die Kids“, einer Choreographie über gewalttätige und orientierungslose Jugendliche, sei dahingestellt. Das am Samstag laut dpa „mit viel Beifall aufgenommene Stück von Choreographin Irene Schneider erzählt das Abrutschen eines jungen Mannes in die rechtsradikale Szene. Zum Schluß erfährt der Junge (Carey Davis) die Liebe eines jungen Mädchens (Giesele Santoro) und entkommt so aus dem Teufelskreis von Haß und Gewalt.“ Klar, die Frauen machen die Sozialarbeit und bügeln den Scheiß wieder aus, den die debilen Jungs veranstalten. So hätte es wer? gern.

Ansonsten haben ein Geistlicher und ein Rechtsanwalt in Bangladesch das gerichtliche Verbot des neuesten Romans der feministischen Schrifstellerin Taslima Nasreen beantragt. Die Vermutung, Frau Nasreen habe nicht die rechte Vorstellung über die Sozialarbeit, die Frauen zu leisten haben, ist gerechtfertigt. Denn der Anwalt Nazmul Huq argumentiert, das Buch stachele Frauen dazu auf, gegen Männer zu rebellieren. Der Geistliche Nezamuddin meint, das Buch setze den Koran herab. Es ist nicht bekannt, ob die Kläger Verbindung zur fundamentalistischen Organisation Rat der Soldaten des Islam haben, die die Verhaftung von Frau Nasreen erreichen will. Im Juli war bereits eine Erzählung der Autorin mit dem Titel „Lajja“ wegen Beleidigung der Moslems verboten worden. Frau Nasreen, von Beruf Ärztin, muß in ihrer Wohnung in Dhaka von der Polizei bewacht werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen