: Unterm Strich
Sie wissen es ja schon, wir leben nicht nur in Berlin, wir lieben diese Stadt auch. Besonders wenn sie sich in „Kulturpolitik“ versucht.
Ein „Sparpaket“ wollte Kultursenator Roloff-Momin im Frühsommer schnüren, in dem das Schiller Theater künftig fehle, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz aber fünf Millionen Mark mehr zugesprochen würden, auf daß sie sich Johann Kresnik und sein Bremer Tanztheater einkaufen könnten. Der war willig und reisebereit, allein die CDU-Kulturpolitiker, die sowieso lieber Castorfs Wüterich-Bühne geschlossen hätten, grollten vor sich hin – bis Kresnik in der Boulevard-Gazette B.Z. über seine eigene Ehrlichkeit stolperte. Da kamen die CDU-Rechtsausleger aus ihren Löchern, Innensenator Heckelmann verweigerte kurzerhand seine Unterschrift unter den Vertrag mit dem Bremer Choreographen – und lachte sich ins Fäustchen.
Aber so schnell lassen sich Paketeschnürer nicht ins Bockshorn jagen: Der Kultursenator legte seine kulturpolitischen Initiativen noch einmal tiefer und verständigte sich mit dem Regierenden Diepgen jüngst auf einen Verwaltungstrick. Kresnik soll nun doch nicht vom Land Berlin angestellt werden – so erspart man sich das Placet Heckelmanns –, sondern mit einem Dauergastspielvertrag nach Berlin geholt werden. Denn über den Honoraretat der Kulturverwaltung kann Roloff-Momin wenigstens noch selbst verfügen. Ein Haken bleibt: Der Honorartopf ist leer. Und für eine Haushaltserweiterung braucht der Kultursenator eben dann doch wieder die Zustimmung des Abgeordnetenhauses.
Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Uwe Lehmann-Brauns (er hatte seinerzeit auch an der Verhinderung Peymanns mitgewirkt), hält die leidige Affaire für fröhlich ausagierte Demokratie. Wir hingegen denken nun an einen Umzug nach Bremen.
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