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Unterm Strich

Wie war das noch mit dem Bürger, dessen Revolutionstrieb zumeist in Kultur umschlägt? Wir erinnern uns: Nachdem die Französische Revolution sich ihres Gegenteils besonnen hatte, Kinder fraß und Sansculotten köpfte, wurde den lieben Citoyens inmitten aller Schreckensherrschaften eine museale Oase unweit der Guillotinen am Place de la Concorde geschaffen: Am 18. November 1793 durften Normalsterbliche erstmals bei freiem Eintritt die Kunstschätze Frankreichs im Louvre betrachten, in dessen weitläufigen Gemächern sich bis dato einzig der König ergötzt hatte. Das wird nun gefeiert, französisch, versteht sich. Am Museumsimbiß gibt es Baguette à la Poussin, mit rosigem Hinterschinken belegt, und am Souvenirstand leuchtet die Mona Lisa als Jubiläumsnippes in den Farben der Trikolore. Marcel Duchamp hätte sich über diese Vermischung von Hochkultur und Massenappeal gefreut, schließlich hatte er bereits in den zehner Jahren der Dame einen Schnurrbart über das Lächeln gemalt.

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