: Unterm Strich
Kinder schauen dich an: „Das Bedürfnis, heiliges Geschehen faßbar zu machen, zu vergegenwärtigen, ist in jeder Religion vorhanden. Im Christentum unterliegt insbesondere die Geburt Christi einer vielfältigen Versinnbildlichung. Im Bereich der Volkskunst spielt das neugeborene Kind als eigenständige, zum Teil lebensgroß gestaltete plastische Figur – neben der szenischen Darstellung des Weihnachtsgeschehens – eine wichtige Rolle. Das Museum für Volkskultur in Württemberg im Schloß Waldenbuch behandelt dieses Thema innerhalb der Abteilung ,Katholische Frömmigkeit‘; hier ist u.a. ein sogenannter Himmlischer Bräutigam aus dem 18. Jahrhundert zu sehen – eine stehende Figur mit ausdrucksvollem Gesicht und lockigem (Menschen-)Haar, die in ein prächtiges, spitzenbesetztes Brokatgewand gekleidet ist; andere Bezeichnungen für diese Gestalt lauten Seelentrösterlein oder Christkind. Der Brauch des Himmlischen Bräutigams geht in seinen Wurzeln auf das Mittelalter zurück, auf die Jesuskind- Verehrung und Christuskind-Minne in den Frauenklöstern. Aus mythisch-visionären Andachtsformen entwickelten sich allmählich ,handfestere Praktiken‘.“ Hier heißt es aufgemerkt. Eine Augenzeugin berichtet: „Anno 1560 am Christtag bin ich nach St.Laurenz zum Sakrament gegangen, dann haben wir (...) das Kindlein zierlich an den heiligen Tagen gewiegt.“ Dabei blieb es aber nicht. Es kam nämlich obendrein noch zum Fatschen, wie wir erschreckt zur Kenntnis nehmen mußten. Was, unserem lieben Schesulein geohrfeigt? Neiiiin! Das Kind wurde kunstvoll bis zur Schulter in geschmückte Windeln gewickelt und auf ein mit Blumen und Pflanzen ausgelegtes Lager gebettet. Weight Fatchers! Aufgemerkt! Big brother is fatsching you!
Har, har. Das Berliner Ensemble hingegen strebt einen einheitlichen Theatertarifvertrag an, der sowohl für das künstlerische als auch das nichtkünstlerische Personal Grundlage der Arbeitsverträge sein soll. Wir kennen das. Wir können ihnen gleich sagen, daß das nix wird. Wird eh alles wieder ausgefranst. Das Egalitäre stellt sich allerdings dann ganz wie von selbst durch die herz- und auch sonst alles ergreifende Finanzmisere ein. Wo nischt zu verteilen ist, versteht Ihr, BEler, da könnse auch keine Unterschiede machen.
Lieblingswort heute: Krambambuli!
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