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Unterm Strich

Glauben Sie's oder lassen Sie's: Hausmusik ist wieder in. Das jedenfalls behauptet Günter Bust von der Magdeburger Musikschule. Besonders in kirchlichen Kreisen und in den Schulen finden sich immer mehr Menschen zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es immerhin 39 Musikschulen mit rund 20.000 Schülern, und in ganz Deutschland sind es rund 1.000 mit einer Million Schülern. In ihnen „haben viele Menschen ihre entscheidende Lebensprägung erhalten“. Einige – und jetzt aufgepaßt! – haben beim Musizieren sogar ihren Ehepartner kennengelernt. Die Kinder werden dann auch wieder in die Musikschule geschickt, erzählt Bust. Das nennt man Reproduktion.

Von einer äußerst erfolgreichen Lebensprägung in diesem Bereich muß man seit letzten Montag auch bei Berlins Kultursenator Roloff-Momin sprechen. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost sagte er nämlich, die Schließung eines der drei Berliner Opernhäuser sei mit ihm nicht zu machen, weil sie kulturpolitische Leuchttürme seien. Die mit derartigen Sparplänen liebäugelnde Finanzverwaltung nannte er einen „Hafendirektor“, der sie abschalten wolle. Die Berliner FDP interpretierte diese Aussagen als Rücktrittsdrohung, und ihre Vorsitzende Carola von Braun begrüßte, daß Roloff-Momin endlich seine persönliche Schmerzgrenze markiert habe. Gleichzeitig forderte sie, auch die Berlin-Brandenburgische Stiftung Schlösser und Gärten sowie die gemeinsame Filmförderung dürften nicht länger verschleppt werden. Wohin auch. Das Zeug bleibt natürlich hier.

Von einer erfolgreichen Prägung zeugen natürlich auch all die begnadeten Berufsmusiker, die uns das Leben mit Zimbel, Tuba oder Taktstock versüßen. Um noch mal ein klein wenig das gestrige Reisemotto zu bemühen, empfehlen wir eine Weiterfahrt nach Berlin. Vom 6. bis 8. Januar wird nämlich Zubin Mehta das Berliner Philharmonische Orchester dirigieren (natürlich nur am Abend) und dabei seine Entdeckung, die amerikanische Violinistin Sarah Chang vorstellen. Die ist gerade mal zwölf Jahre alt, und über diesen Fall von Lebensprägung können Sie jetzt mal alleine nachdenken. Vom 13. bis 15. Januar steht dann Riccardo Muti mit Werken von Faure, Debussy und Schumann am Dirigentenpult. Das waren auch so erfolgreich Geprägte.

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