: Unterm Strich
Der Chefredakteur der New Yorker Exilzeitung Der Aufbau, Henry Marx, ist am 22. Juni im Alter von 82 Jahren in New York gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde. In den letzten Jahren hatte es immer wieder Gerüchte um eine mögliche Einstellung des Blattes gegeben, die nun wieder Auftrieb bekommen. Jerry Brunell, Vorsitzender des „New World Clubs“, als dessen Mitteilungsblatt der Aufbau 1934 gegründet worden war, versicherte jedoch, man denke nicht daran. Im Aufbau hatten einst berühmte Autoren wie Thomas Mann, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf veröffentlicht. Zu seinen besten Zeiten betrug die Auflage um 50.000. Heute ist sie auf 9.000 geschrumpft, mit sinkender Tendenz: Mit den letzten deutschsprachigen Exilanten droht auch ihr Blatt zu sterben.
Henry Marx hat 1934 die Nazi-Verfolgung im Konzentrationslager Oranienburg selbst erlitten. Nach seiner Flucht in die Vereinigten Staaten arbeitete er zunächst als Musikkritiker. Später wurde er auch als Buchautor in den verschiedensten Sparten (Medizin, Musik, Reisen, Emigration) bekannt. Er gehörte zu den Gründern des Deutschen Theaters in New York, an dem Gustaf Gründgens und Albert Bassermann spielten. Den Aufbau leitete er von 1985 bis kurz vor seinem Tode.
Der eben abgehalfterte Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird an diesem Wochenende in Berlin noch einmal geehrt, bevor er sich endgültig in die heimischen Begonien verkrümeln darf. Die Heinz-Galinski-Stiftung verleiht dem ehemaligen Staatsoberhaupt für sein Lebenswerk ihren Preis. Die Auszeichnung wird in Erinnerung an den vor zwei Jahren gestorbenen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem die Autoren Siegfried Lenz, Ralph Giordano und Edgar Hilsenrath. Die Stiftung zeichnet in erster Linie nicht den ehemaligen Bundespräsidenten, sondern die Person Richard von Weizsäcker aus, heißt es in der Begründung. Er habe die große Fähigkeit, unterschiedliche politische Lager durch die Integrität seiner Person zum Dialog zu bewegen. Weizsäcker habe wie kaum ein anderer vor ihm das Amt des Bundespräsidenten geprägt. Auch habe er klar Stellung zur jüngsten deutschen Vergangenheit bezogen.
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