: Unterm Strich
Gottfried Reinhardt, Sohn des berühmten Theaterregisseurs Max Reinhardt, ist am Dienstag in Los Angeles im Alter von 81 Jahren gestorben. Er erlag einem Krebsleiden. Er wird vermutlich in Kalifornien beigesetzt.
Gottfried Reinhardt wurde 1913 in Berlin geboren und war mit seinem Vater während des Nationalsozialismus nach Amerika emigriert. Als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur war er 21 Jahre bei Metro Goldwyn Mayer tätig.
Nach der Wende versuchte er, das Erbe seines Vaters wiederzuerlangen, dem in Berlin vor seiner Emigration zahlreiche Theater gehörten. Wenige Monate vor seinem Tod wurde der Immobiliengesellschaft, die Reinhardts Interessen vertrat, ein Grundstück in der Nähe der Friedrichstraße zugesprochen. Außerdem hatte er Ansprüche auf das Deutsche Theater gestellt. Mit dem Wunsch, ein Max-Reinhardt-Haus für seinen Vater zu errichten, ist Gottfried Reinhardt in den letzten Jahren in Berlin bekannt geworden.
Ob und mit welcher Gebäudehöhe in Berlin ein Max-Reinhardt-Haus gebaut werden wird, müssen nun andere ausfechten. Der Grundstückspoker zwischen dem Berliner Senat und der mit Reinhardt verbundenen Investorengruppe ist allerdings noch nicht ausgestanden. Die vier Miterben wollen die bisherigen Pläne weiterverfolgen, bestätigte die Investorengruppe. Die Sprecherin der Investoren glaubt, daß die anderen Erben seine Rolle weiterführen werden und Berlin an seine moralische Verpflichtung gegenüber dem Juden Max Reinhardt (1873-1943) erinnern werden.
Seine Qualitäten als Erzähler bewies Gottfried Reinhardt noch im April bei einer Matinee im Deutschen Theater. Zwar wurde Reinhardt nicht vertrieben, sondern verließ Deutschland noch ohne Emigrationsabsicht. Doch war ihm der Rückweg versperrt.
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