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Unterm Strich

Literaturwissenschaftler, bibliophile Groupies und stille Verehrer von Goethe und Schiller können ab heute wieder die letzten Ruhestätten der Dichter in der Weimarer Fürstengruft besuchen. Nach knapp einjähriger Restaurierung wird die Grabstätte auf dem historischen Friedhof der Stadt der Klassiker feierlich wiedereröffnet. Besucher sollten sich jedoch nicht wundern, daß die Dichtersärge im Gegensatz zu neueren Fotos und Stadtführern an der Treppe der Gruft stehen. Die Stiftung Weimarer Klassik korrigierte damit eine Umbettung von den Schiller-Feiern 1955, als die Särge auf ein zentrales Podest gehoben worden waren. Der Baumeister Clemens Wenzeslaus Coudray hatte die Grabstätte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für die großherzogliche Familie Sachsen-Weimar-Eisenach erbaut. Mit der Restaurierung ging eine umfassende bauliche Instandsetzung des Gebäudes einher.

Ganz verloren geht niemand: Sechs Werke der in New York lebenden und als Kompositionsprofessorin lehrenden Ruth Schonthal sind am Mittwoch abend im Berliner Podewil aufgeführt worden. Dabei handelte es sich um ein Porträtkonzert zum 70. Geburtstag der auch als Pianistin aktiven Musikerin, die als 14jährige mit ihren jüdischen Eltern aus ihrer Geburtsstadt Berlin in die USA emigriert war. Gespielt wurden unter anderen eine Violin-Solo-Improvisation und ein der deutschen Einheit gewidmetes Stück für Gesang/Rezitation und Quintett. Beide Werke waren zwei Tage zuvor beim Internationalen Festival für Neue Musik in Heidelberg uraufgeführt worden waren, wo die Künstlerin den Heidelberger Künstlerinnen-Preis 1994 verliehen bekam. Als Band 10 der Reihe „Studien und Materialien zur Musikwissenschaft“ erscheint in rund zwei Wochen das Ruth- Schonthal-Porträt „Ein kompositorischer Werdegang im Exil“ im Hildesheimer Georg Olms Verlag. In New York war Paul Hindemith der Kompositionslehrer der Emigrantin gewesen, die schon als Fünfjährige am Berliner Sternschen Konservatorium ihre erste Komposition geschaffen hatte.

Der kolumbianische Schriftsteller Alfonso Fuenmayor ist am Dienstag im Alter von 77 Jahren in der nördlichen Karibik-Stadt Barranquilla an einer Leberkrankheit gestorben. Er galt als einer der angesehensten Autoren des Landes, den der Nobelpreisträger Gabriel Garcia Márquez wiederholt als seinen „Lehrer und Freund“ bezeichnet und ihn in der Gestalt des Alfonso in seinem Werk „Hundert Jahre Einsamkeit“ verewigt hatte. Nach dem Tod von Fuenmayor ist Garcia Márquez der einzige Überlebende der Künstlergruppe „Grupo de La Cueva“, die in den 50er Jahren in Kolumbien Berühmtheit erlangte. „La Cueva“ war eine Kneipe in Barranquilla, in der sich die fünf Gruppenmitglieder in den 40er Jahren trafen, um Bier zu trinken und über Literatur zu reden.

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