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Unterm Strich

Wenn das nicht mal wieder für ein bißchen Gerede gut ist: Franz Xaver Kroetz, dessen jüngstes Stück „Ich bin das Volk“ (Untertitel: „Volkstümliche Szenen aus dem neuen Deutschland“) am vergangenen Wochenende in Wuppertal uraufgeführt wurde, hat „viel Verständnis für soziale Verwerfungen“ geäußert, insbesondere dafür, „daß Menschen in unserer Gesellschaft immer teilfaschistisch waren und bleiben werden“ – so nachzulesen in der in Kürze erscheinenden Oktoberausgabe von Theater heute. Großzügig mäandert Kroetz im folgenden durch seine ureigene Faschismustheorie, orakelt staatsmännisch und linkspopulistisch, „daß man diese Art von Wiedervereinigung nicht ohne weiter wachsenden, höher sich entzündenden Neofaschismus bekommen kann“, um dann in einem gewagten Umkehrmanöver zu folgern: „Diese Haltung, daß die jungen Neonazis nur Verbrecher sind, diese Haltung könnte ich nie einnehmen, da müßte ich einen Teil meines von mir so warm geliebten Bayern aufgeben“. Das mag wohl sein. Kroetz' – wie so oft – a bissel mißverständliche Schlußfolgerung: Junge Neonazis hätten „auch als Täter mein Verständnis“. Jetzt weiß natürlich keiner mehr so recht, wie der Titel „Ich bin das Volk“ überhaupt gemeint ist.

Erfreulich dagegen, daß im Vorfeld der Buchmesse in Frankfurt ein „leichter Trend zum Buch“ zu registrieren ist – wenn man dem Sprecher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Eugen Emmerling, Vertrauen schenken darf. 20 Prozent des Buchhandelsumsatzes sollen bis zum nächsten Jahrtausend mit elektronisch verarbeiteten Büchern gemacht werden, der Rest besteht nach wie vor aus schwarz auf weiß hingedruckten Buchstaben. Leider konnten, was die Geschlechterfrage anbelangt, verkrustete Strukturen nicht aufgebrochen werden: Frauen lesen hauptsächlich Belletristik, Männer Sach- und Fachbücher.

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