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Unterm Strich

Johannes Paul der Zweite, wir steh'n an deiner Seite: In Spanien ist das Papstbuch „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten“ schon am Erscheinungstag ein Bestseller. Viele Buchhändler hatten schon kurz nach Ladenöffnung keine Exemplare mehr da, mußten stante pede nachbestellen. 200.000 ist die spanische Erstauflage. In Rom dagegen gab es Schwierigkeiten mit der Auslieferung, so daß Schlangen von Papst- Fans bis zu vier Stunden vor den Läden verharren mußten. Dann gingen die Dinger weg wie warme Oblaten: Stücker 200 in einer halben Stunde. Am Sonntag, schätzen Buchhändler, wird die italienische Auflage von 350.000 weggekauft sein. In Polen hat man komischerweise nur 10.000 gedruckt – natürlich alle weg. Aus Frankreich die Meldung: „Der Absatz läuft wie geschmiert.“ Kaufzahlen aus der deutschen Christenheit liegen über dpa bislang nicht vor.

Der „Große Preis der Frankophonie“, die höchste Auszeichnung der Académie Française, geht an den algerischen Schriftsteller Mohammed Dib, der seit 1959 in Frankreich lebt. „Es ist das erste Mal, daß der 1986 ins Leben gerufene Preis einem Schriftsteller aus einem nordafrikanischen Land zuerkannt wurde“, heißt es sehr trocken aus dem Ticker.

Am Sonntag jährt sich der zehnte Todestag von Oskar Werner, dem Wiener Filmschauspieler („Das Narrenschiff“, „Jules und Jim“, „Entscheidung vor Morgengrauen“) und Theateridol der Nachkriegszeit. Bis zum 10. November widmet sich eine von der Max- Reinhardt-Stiftung veranstaltete Ausstellung im Metternichschen Schloß Grafenegg in Haitzendorf bei Krems Werner, der es in seinem Leben fertigbrachte, 300 hochkarätige Rollenangebote als „Verrat am guten Geschmack“ abzulehnen und sich am Ende zu Tode soff.

Beim „Kulturellen Herbstfestival“ in Madrid wird es an diesem Wochenende einen Schwerpunkt „Entartete Musik“ geben. Vorgestellt werden neben unterdrückten „Klassikern“ der Moderne wie Hindemith und Weill auch bislang wenig entdeckte Komponisten wie Berthold Goldschmidt, dessen Oper „Der gewaltige Hahnrei“ ja gerade in der Berliner Komischen Oper läuft. Einige seiner Werke wird der 91jährige Goldschmidt voraussichtlich selbst dirigieren. Eine kleine Filmreihe zeigt Murnau, Sternberg und Fritz Lang. Auch geplant ist eine Veranstaltung zu Arno Breker, Leni Riefenstahl und der „servilen Kunst“ im Dritten Reich.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat Verleger und Buchhändler aufgefordert, kritisch mit rechtsextremer Literatur umzugehen. Sie sollten, so der Vereinsvorsteher Gerhardt Kurtze, „dem eigenen Gewissen verpflichtet prüfen, welche Bücher verlegt und angeboten werden“. Juristische Schritte von seiten des Börsenvereins seien allerdings weder wünschenswert noch möglich.

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