piwik no script img

Unterm Strich

Schweden hat einen neuen PEN-Vorsitzenden. Gabi Gleichmann, dem vorgeworfen worden war, er habe die im schwedischen Exil lebende Taslima Nasrin vor Medien und Öffentlichkeit isoliert und einseitig für den Verlag auftreten lassen, in dem er selbst tätig ist, hat sich bei der Jahresversammlung am Mittwoch nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Neuer Vorsitzender ist Theodor Kallifatides. Ohne direkt auf den Fall Gleichmann einzugehen, kündigte der aus Griechenland stammende Kallifatides an, der PEN werde sich unter seiner Führung verstärkt für verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller in aller Welt einsetzen. Er werde außerdem versuchen, den schwedischen PEN wieder mehr an die Öffentlichkeit zu bringen.

Taslima Nasrin selbst besucht unterdessen die Schweiz. Wenn Sie dies hier lesen, wird sie sich bereits mit Innenministerin Ruth Dreifuss und Außenminister Flavio Cotti getroffen haben. Es soll dabei, berichtet Reuter, um die Lage der Menschenrechte, die Meinungsfreiheit und die Rechte der Frauen in Bangladesch gehen respektive gegangen sein, was uns ehrlich gesagt kaum wundert. Schön und Frau Nasrin wie allen Beteiligten zu gönnen wäre allerdings, wenn auch ein Gespräch über Bäume stattgefunden haben sollte.

Kein Orden für Justus Frantz. Jetzt ist sogar die CDU-Fraktion mit dem Antrag gescheitert, dem ehemaligen Intendanten des Schleswig Holstein Musikfestivals offiziell Dank für seine Verdienste um die Musik, das Land und überhaupt auszusprechen. In einem Entschließungsantrag der SPD zur Zukunft des Festivals tauche „das Wort ,Dank‘ nicht auf“, klagte der CDU-Vorsitzende Ottfried Hennig. Der Landtag verständigte sich jedoch auf die Anerkennung der bleibenden Verdienste von Frantz um das Festival. Staatsbegräbnis zweiter Klasse sozusagen.

Picasso, in den USA als „Picässou“ mehr noch als hier eine Superikone der klassischen Moderne, darf nicht mehr unerlaubt namentlich auf fremden Flaconflaschen oder Ähnlichem auftreten. Die Erben finden das nämlich gar nicht gut. In Manhattan verklagten sie unter anderem das Restaurant Café Picasso, das eine Picasso-Pizza anbietet (leider können wir hier keine Abbildung zur Verfügung stellen). Ähnliche Verfahren gegen Picasso-Raubmerchandizer sollen noch in dieser Woche in Florida (Picasso-Sonnenbrillen? Picasso-Skateboards?) und Los Angeles (Picasso-????) eingeleitet werden. Gleichzeitig wird eine eigene Original-Erben-Picassoproduktserie vorbereitet.

Um eine störungsfreie TV-Übertragung von „La Traviata“ sicherzustellen, hat die Royal Opera in London für die gestrige Aufführung Hustenbonbons ans Publikum verteilen lassen. Viele hätten zur Zeit so ein „Kratzen im Hals“, kommentierte ein Sprecher. Erfolgreich getestet war das Hustenbonbonmodell schon bei der Montagsaufführung der Verdi-Oper.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen