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Unterm Strich

Die Schweizer Kulturzeitschrift „du“ ist dem Phänomen des Alkoholismus bei Schriftstellern nachgegangen und hat ihr jüngstes Heft unter das Thema „Treibstoff Alkohol. Die Dichter und die Flasche.“ gestellt. Auf dem Cover ist ein eindrucksvolles Foto des französischen Dichters Jacques Prévèrt zu sehen, der an einem der beliebten Pariser Cafféhaustische sitzt, vor sich das nicht minder typische Glas Rotwein. Ansonsten findet man enzyklopädisch anmutende Auskünfte zum Problem, von gesammelten Zitaten (Baudelaire: „Wer nur Wasser trinkt, hat etwas zu verbergen“) über den Essay „Der Geist aus der Flasche“ von Peter Rüedi und einer Umfrage zum „Trinkverhalten“ deutschsprachiger Autoren bis zu einzelnen Fallstudien. Wichtiger aber als die Frage nach dem jeweiligen „geistigen“ Getränk ist die, welche Wirkung der Alkohol nach Ansicht der Autoren auf ihr Schreiben hat. Guido Bachmann meint, diese Wirkung sei eine „umweltfreundliche, denn das Zeug ist dann undruckbar“. Andere Schriftsteller erklären ausdrücklich, daß sie nie unter Alkoholeinfluß schrieben, so Reinhard Lettau und Gerhard Roth, und Gerhard Köpf merkt an, daß Alkohol zwar die Zunge lockere und Mut mache, aber auch den „Aufwand des Korrigierens am Morgen danach“ erhöhe. In einer der „Fallstudien“ nennt sich Johannes Mario Simmel einen „fröhlichen Säufer“, der aber von der Angst befallen sei, „ohne Alkohol nicht mehr schreiben zu können“.

Im Alter von 83 Jahren hat der ägyptische Literaturnobelpreisträger Nagib Mahfus erstmals in seinem Leben Geburtstag gefeiert. Er kenne keinen „Rhythmus bei Geburtstagen“ und habe vor dem „heutigen Tage“ dieses Ereignis niemals gefeiert, sagte Mahfus am Sonntag. Zum Ehrentag erhielt der Schriftsteller Glückwünsche und Blumengebinde, unter anderem vom ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak. Mahfus war am 14. Oktober von einem mutmaßlichen islamischen Fundamentalisten niedergestochen worden und hatte eineinhalb Monate im Krankenhaus verbringen müssen. Seine Werke werden von islamischen Fundamentalisten, die ihn weiterhin mit dem Tode bedrohen, als gotteslästerlich abgelehnt.

Frank Castorf, Intendant der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, ist mit dem Fritz-Kortner-Preis geehrt worden. Die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung der Zeitschrift Theater heute wurde zum achten Male vergeben. Bei der Verleihung räumte Castorf ein, er habe bereits mit dem Gedanken gespielt, zu kündigen und wieder am Deutschen Theater zu inszenieren. An der Volksbühne hat Castorf nach eigenem Bekunden eine Bewegung verspürt, die nicht mehr seiner Richtung entspreche. Er wolle kein „Appendix in der Unterhaltungskunst zwischen Claudia Schiffer und Boris Becker sein“. Vielleicht sei es nach zwei bis drei Jahren nötig zu sagen, „daß man kündigt und das auch tut“, sagte Castorf.

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