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Unterm Strich

And now for something completely different: Das 1838 von dem Dichter Friedrich Rückert (1788 bis 1866; bekannt zum Beispiel durch die von Gustav Mahler vertonten „Kindertotenlieder“) erworbene Herrenhaus auf dem Gutshof in Neuburg-Neuses bei Coburg soll zu einem Museum werden. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, in dem das Arbeitszimmer des zu seiner Zeit meistgelesenen Dichters und Professors der orientalischen Sprache noch unverändert erhalten ist, soll nach dem Wunsch der in dritter Generation in Berlin lebenden Nachfahren Klaus und Christel Rückert zu neuem Leben erweckt werden. Jetzt hat auch der Stadtrat von Coburg mit einem Zuschuß von 250.000 Mark seine Zustimmung für das Privatmuseum gegeben.

Gerettet! schallte es gestern aus den Pressemitteilungen des Berliner Kultursenats. Was hier angeblich gerettet wurde, ist das Haus der Kulturen der Welt, das in der ehemaligen Kongreßhalle in Berlin untergebracht ist. Der Konkurs hätte noch einmal abgewendet werden können, so der Kultursenator Roloff-Momin. Doch das Haus der Kulturen der Welt zeigt sich mit Recht wenig dankbar, war doch von einem Konkurs, der nun so heldenhaft abgewendet wurde, zuvor gar nicht die Rede gewesen. Was der Senat als Rettung ausgibt, entpuppt sich vielmehr als eine Halbierung der Fördermittel von bislang 6,6 Millionen Mark im Jahr. Das Haus der Kulturen solle nun einen Nothaushalt aufstellen, mit dem dann das multikulturelle Aushängeschild der Hauptstadt frisch und schlank ins neue Jahr starten kann. Das Haus, das vor allem ein Podium für die Kulturen Afrikas, Lateinamerikas, Asiens und Ozeaniens ist, sieht sich jedoch mit solcherart gekürzten Finanzen zu keinem auch noch so schlanken Nothaushaltentwurf mehr fähig. Inhaltlich bedeuteten die Mittel, die im aktuellen Haushaltsplan des Kultursenats eingeplant seien, nun wirklich den Konkurs.

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