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Unterm Strich

Der französische Wahlkampf zeichnet sich interessanterweise unter anderem dadurch aus, daß er die Anti-Nudisten und PorNos auf den Plan ruft: Das Plakat für Robert Altmans neuen Film „Prêt-à-Porter“ wird von der Verkehrsgesellschaft in Lyon abgelehnt und muß deshalb entfernt werden. Man sieht darauf zweieinhalb weibliche Torsi oder Torsosse, und über den unteren äußeren Geschlechtsmerkmalen spannt sich die Banderole mit dem Schriftzug des Filmtitels. Dieses Plakat ist keineswegs das erste, das unter die neue französische Sauberkeitswelle fiel: Auch das zu „Enthüllung“, also Michael Douglas, wie er versucht, Demi Moores durchaus verhüllte Pobacken, an Ort und Stelle zurechtzuwackeln, wurde nicht gemocht. Der Entscheidungsprozeß verläuft über eine Kommission am Centre National de la cinématographie, deren Empfehlungen vom Kultusminister abgenickt werden müssen. In beiden Fällen hatte der Minister sein O.K. gegeben, aber die Transportunternehmen nicht.

Es gibt noch eine andere interprofessionelle Kommission, das „Bureau de vérification de la publicité“, die über Plakate des Unterhaltungssektors befinden darf, fragen Sie mich nicht, auf welcher Grundlage um alles in der Welt, und die dann eben zum Beispiel bestimmte Benetton-Fotografien wie die des Aidskranken oder des Guerilleros in Frankreich verrrrbotttten hat. Schließlich können auch Bürgermeister Plakate verbieten, wenn sie der Auffassung sind, daß die öffentliche Sicherheit und Ordnung von Demi Moores frei flottierenden Pobacken gefährdet, gedeckelt oder gar genarrt werden könnte.

Roman Polanski, offenbar von den meisten guten Geistern verlassen, hat sich zwar einen Fotografen von „Paris Match“ nach Haus geholt, als er Emmanuelle am Blüschen zupfte, war dann aber gegen eine Veröffentlichung und klagte und klagte.

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