: Unterm Strich
Was der Bundesrepublik die Beutekunst-Debatte, ist dem Berliner Kulturlokalwesen das Theatersterben: Schließungen von Theatern wird es auch vor dem Hintergrund des aktuellen Fehlbedarfs im Berliner Kulturhaushalt nicht geben. Dies versicherte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) am Montag. Eine Diskussion über Theaterschließungen sei „unverantwortlich und unangebracht“. Durch erhebliche Einsparungen bei den einzelnen Bühnen und durch die Schließung des Schiller Theaters hätten die Bühnen einen kulturpolitisch verantwortbaren Beitrag angesichts der Finanznot der deutschen Hauptstadt gebracht. In der vergangenen Woche hatte der Haushaltsausschuß des Bundestages der Berliner Kultur zusätzlich 28 Millionen Mark für das Jahr 1995 bewilligt. Im Berliner Haushalt fehlen für dieses Jahr damit immer noch 120 Millionen Mark für die Kultur. Diepgen forderte die Kulturverwaltung der Hauptstadt angesichts des Fehlbedarfs zu „gestalterischer Phantasie“ auf.
Manchmal kommt das fehlende Geld auch ganz einfach aus der Erde: Den bisher größten Münzschatz Mecklenburg-Vorpommerns haben Archäologen in Anklam entdeckt. Bei Ausschachtungen am Anklamer Markt bargen Wissenschaftler insgesamt 2.200 zum Teil vergoldete Silbermünzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der sogenannte Hortfund war in der Nische einer alten Kellermauer verborgen. Historiker vermuten, daß der Schatz während des Dreißigjährigen Krieges im Keller versteckt wurde. Bei dem Fund in der Anklamer Wollweberstraße könnte es sich um die Zunftkasse der Wollweber handeln, hieß es. Der Schatz soll heute in Schloß Willigrad bei Schwerin der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Als „Anwalt der Benachteiligten in guter brechtscher Tradition“ ist der Dramatiker Franz Xaver Kroetz am Sonntag mit dem Bertolt-Brecht-Preis der Stadt Augsburg ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 30.000 Mark dotiert und soll künftig alle drei Jahre an deutschsprachige Autoren verliehen werden. Die Preisvergabe ist eingebettet in die Augsburger Brecht-Wochen, die dem 1898 in Augsburg geborenen Dramatiker gewidmet sind. Unter den Festgästen war auch die Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall. Kroetz, in Begleitung von Ehefrau Marie-Theres und Schwiegermutter Maria Schell, trug statt einer Dankesrede Brecht-Gedichte vor. Zum Erstaunen der rund 300 Gäste war auch Theo Waigel bei der Ehrung des früheren DKP-Mitglieds Kroetz anwesend. Den Anstoß dafür hatte offenbar ein persönlicher Schriftwechsel zwischen Kroetz und Waigel gegeben. In seiner Rede nahm Augsburgs Oberbürgermeister Peter Menacher (CSU) Kroetz, der sich vor 19 Jahren den Zutritt zum Augsburger Rathaus vor Gericht erklagen mußte, vor empörten Anrufern in Schutz, die sich kritisch über den Ex-Kommunisten geäußert hatten.
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