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Unterm Strich

Der Dramatiker Rolf Hochhuth will nach einem Zeitungsbericht das „Berliner Ensemble“ kaufen. Über Alteigentümer habe er sich ein Vorkaufsrecht für das Theater am Bertolt- Brecht-Platz gesichert, berichtete die Berliner Morgenpost am Freitag. Hochhuth sagte der Zeitung zu seinen Aktivitäten in bezug auf das Theater, daß es derzeit „nicht gut ist, die Sache publik zu machen“. Die Immobilie, die zu DDR-Zeiten zwar zwangsverwaltet, aber nie formell enteignet wurde, soll nach Hochhuths Willen gegen eine Ausgleichszahlung von rund 4,5 Millionen Mark in die zu Ehren seiner Mutter gegründeten Ilse-Holzapfel-Stiftung („zur selbstlosen Förderung von Kunst und Kultur“) in Stuttgart übergehen. Das Land könne sich mit 40 Prozent beteiligen. Die Betreibergesellschaft des „Berliner Ensembles“ ist nach dem Bericht zu Wochenbeginn erstmals informiert worden. Wie Stiftungsvorstand Walter Scheiterle der Zeitung bestätigte, solle das „Berliner Ensemble“ gemäß Stiftungssatzung staatliche Bühne bleiben, doch verstärkt Autorentheater aufführen. Na, und was können wir uns darunter wohl vorstellen? Etwa Stücke wie „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth oder „Die Juristen“ von Rolf Hochhuth oder „Wessis in Weimar“ von Rolf Hochhuth? Aus dem BE verlautete, man habe den „Stellvertreter“ ohnehin bald aufführen wollen. (Har! Har!) Ein interessantes Detail der Affäre, das uns an die alten Häuserkampfzeiten erinnert: Nach Informationen der „Mopo“ ist die läppische Miete von jährlich 60.000 Mark nicht an den Alteigentümer in den USA überwiesen worden. Der Geschäftsführer des BE, Peter Sauerbaum, sagte, er habe „davon nichts gewußt“, das sei „alles schwer verdaulich“. Dieses Haus ist besetzt? Oder was? Die Kulturverwaltung könnte nun in die Kritik geraten. Senator Ulrich Roloff-Momin habe schließlich mehr als drei Jahre Zeit gehabt, das Theater für Berlin anzukaufen.

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