: Unterm Strich
Einer Zeichentrick-Prinzessin gelang es, den „König des Pop“ schnell zu entthronen: Michael Jacksons „HIStory“ verlor nach nur drei Wochen den Spitzenplatz der US-Popcharts an den Soundtrack des Disney-Zeichentrickfilms „Pocahontas“. In Deutschland, England und Holland wurde „HIStory“ von Bon Jovis „These Days“ vom Spitzenplatz vertrieben. Frustrierender hätte der Sturz kaum sein können – für den Star wie für seinen Promoter, Sony Music Entertainment Group. Der Konzern hatte rund 30 Millionen Dollar in eine Werbekampagne für das erste Album Jacksons seit den Vorwürfen 1993 wegen angeblichem Kindersex investiert. Inzwischen hat der Star, so lästern Branchenkenner, mit seiner Heirat mit Lisa Maria Presley Punkte auf der Beliebtheitsskala machen wollen. Dagegen ist der herbe Einbruch Sonys für Marktbeobachter kaum eine Überraschung. Sonys Problem ist der Altersfaktor, glauben sie. Das Unternehmen baue zu sehr auf Musikgrößen, die den Zenit ihres Ruhms schon überschritten hätten. Michael Jackson zum Beispiel war 1982 mit seinem Album „Thriller“ 37 Wochen lang die Nummer eins. Schon sein letztes Album „Dangerous“ (1991) hielt sich nur vier Wochen auf Platz eins. „HIStory“ schaffte gerade drei Wochen und blieb in der vierten deutlich hinter „Pocahontas“ zurück. Andere von Sonys nicht mehr ganz taufrischen Zugpferden sind Bruce Springsteen, Mariah Carey, Michael Bolton und Gloria Estefan.
LeserInnen, aufgepaßt! Vorbei ist die Zeit, da mann oder frau hoffnungsfrohe Prosa, Gedichte und Kurzgebratenes an die hiesige, zugegeben strenge Literaturredaktion sandte, ohne dann vielleicht Antwort oder grünes Licht für einen Abdruck zu erhalten. Nun hat uns die „foglio medien gmbh“ eine Presseerklärung zu ihrem Literatur-Preis in Höhe von 25.000 Mark zugesandt, in der es heißt: „Eine Welt ohne Bilder, ohne Bühnen und ohne Bücher ist unvorstellbar. Engagement in Sachen Kultur können wir nicht nur der öffentlichen Hand überlassen; der einzelne ist aufgefordert, sich einzubringen, nicht zuletzt, damit unsere kulturelle Vielfalt in Zeiten knapper öffentlicher Mittel nicht verarmt.“ Mit anderen Worten: Das Literatur-Magazin wartet gespannt auf kurzweilige Poesie des Alltags, so sie nicht 30.000 Anschläge überschreitet und das AutorInnenalter nicht über das 35. Lebensjahr hinausgeht, Infos: 0221-640 40 40.
Ebenfalls an Literatur und Meinungen, wie sie da draußen existieren, ist auch der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt e.V. in Köln (Postfach 180 227) interessiert. Denen kann man auch schreiben, Prosa bis zu acht Din-A4-Seiten und Lyrik bis zu drei Gedichten. Nur Geld gibt es dafür nicht, aber ein Belegexemplar des Buches zum Thema „Fetisch Arbeit?!“, in dem die Texte 1996 dann erscheinen werden. Fragestellungen sind „Warum arbeiten wir?“ und „Arbeit als Selbstzweck oder um Problemen auszuweichen?“
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