: Unterm Strich
Noch zweimal schlafen, dann ist auch für taz-Leser die Sache mit Grass durchgestanden. Und dann? Dann „kommen die leichten Düfte“ (dpa): Der Trend geht, anders als in der deutschen Gegenwartsliteratur, in der deutschen Gegenwartsparfümerie „zu Transparenz und Klarheit. Die Düfte dieses Sommers und des kommenden Herbstes sind frisch und fruchtig.“ Ab September wird etwa das neue Herrenparfüm „Hugo“ von Boss erhältlich sein: „Zedernblätter, Minze und Zitrusfrüchte verbinden sich mit holzig- ledrigen Tönen zu einem belebenden Cocktail – dem Trend zum duftigen Minimalismus trägt der Flakon in Form einer einfachen Feldflasche Rechnung.“ Das Motiv ist mit Bedacht gewählt. Flakondesigner Jean- Marie Schnott verteidigte seinen Entwurf gegenüber der taz mit Hinweis auf die „Neue Weltordnung, die ein allgemeines Umdenken und ungewöhnliche Konzepte auch in unserer Branche“ erfordere. Die Firma Boss wolle bei der Vermarktung ihres Produktes neue Wege gehen. Der neue leichte Herrenduft werde den verbleibenden 8.000 UNO-Soldaten in einer der sommerlichen Witterung entsprechenden Menge zur Verfügung gestellt werden. Die Genehmigung, die Feldflaschenflakons mit dem Slogan „Offizieller Ausstatter der Schnellen Eingreiftruppe“ zu versehen, stehe allerdings noch aus. „Aber wir sind zuversichtlich“, so Schnott im Gespräch mit der taz. Nach dem Konflikt um die als sittenwidrig eingestufte Benetton-Werbung dürfte der Boss-Flakon eine neue Runde im Streit um die Ethik der Werbung einläuten. Bei Boss will man von der angeblichen Anstößigkeit des neuen Flaschendesigns angesichts des Balkankrieges nichts wissen. Ein Sprecher der Firma bezeichnete die Gestaltungsidee als „unseren kleinen Beitrag, um die Greuel in diesem schrecklichen Krieg zu bekämpfen, dessen Ungerechtigkeit und Barbarei zum Himmel stinken.“
Der aus Berlin stammende Tänzer und Ballettmeister Jürgen Schneider ist in Miami Beach, wo er lebte, im Alter von 59 Jahren ertrunken. Nach einem Bericht der New York Times vom Dienstag ereignete sich der Vorfall bereits am 15. August. Schneider hatte seine Ausbildung an der staatlichen Ballettschule in Ost-Berlin, am Institut für Theaterkunst in Moskau und am Vaganova-Institut für Choreographie in Leningrad erhalten, wo er gemeinsam mit Rudolf Nurejew eine Klasse besuchte. Von 1968 bis 1971 war er Ballettmeister an der Komischen Oper in Berlin. Nach seinem Übertritt in den Westen war er von 1971 bis 1973 Ballettmeister an der Stuttgarter und dann von 1973 bis 1974 an der Münchner Staatsoper. Er arbeitete und lehrte auch in Australien, Amerika und am Royal Ballet in London, wo er bis zuletzt Gastlehrer war. In New York gründete er eine Schule für das klassische Ballett und wurde 1992 von der Western Michigan University zum Ehrendoktor ernannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen