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Unterm Strich

Der Münchner Filmemacher und Schriftsteller Herbert Achternbusch hat sich Gedanken über die Wiedergeburt seiner Kollegen gemacht. Im Magazin der Süddeutschen Zeitung nannte er seine Reinkarnationsvorschläge: „Handke wird eine Schnecke mit Schleimspur, weil er so langsam, umständlich und adjektivisch ist. Der Vilsmaier wird ein Hundearschloch, das ähnelt seinen Filmen. Enzensberger wird eine Schraube, die in der gesunkenen Titanic verrostet. Böll wird etwas Gehäkeltes auf der Schulter einer Klosterfrau. Beuys wird eine Biene, die sich am Nektar zu Tode schleppt. Günter Grass wird etwas Ungerechtes: ein Schiefer, den sich ein Kind in der Dritten Welt einzieht, weil er immer so einen Gerechtigkeitssinn vorgibt. Werner Herzog wird ein Mensch-ärgere- dich-nicht-Männchen, das nicht verlieren kann. Schlöndorff ein Bleistiftanspitzer, weil er so bürokratisch ist. Wenders wird ein Keuchhusten.“ Und hier unser bescheidener Vorschlag:Achternbusch selber wird als Jean-Marie Straub und Danièle Huillet wiedergeboren, damit die große Kette der Wesen sich vollende. Nie und nirgends haben wir uns so gelangweilt wie in den Filmen dieser drei.

Die Nennung der Opfernamen auf dem umstrittenen geplanten Holocaust-Denkmal in Berlin ist aus der Sicht des Datenschutzes bedenklich. Den Angehörigen müsse zumindest ein Mitspracherecht eingeräumt werden, sagte Berlins Datenschutzbeauftragter Hansjürgen Garstka am Donnerstag. In dem favorisierten Entwurf sollen mehrere Millionen Namen der in Europa während der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Juden verzeichnet werden. Nach der Vorstellung der Urheber würde damit den in den Konzentrationslagern mit Nummern versehenen Opfern ihr Namen und damit ihre Würde zurückgegeben. Zwei Historiker hätten bereits angekündigt, gegen die Verwendung von Namen ihrer Angehörigen unter Berufung auf den Datenschutz gerichtlich vorzugehen, heißt es im Datenschutz-Jahresbericht 1995. Es sei nicht seine Sache, sich zur künstlerischen Seite des noch nicht beschlossenen Werks zu äußern, sagte Garstka. Aber auch 50 Jahre nach dem Ende der Nazidiktatur müsse das Persönlichkeitsrecht der Opfer des Holocaust sorgfältig bedacht werden: „Die monumentale Nennung aller bekannten Opfernamen würde die Opfer vielmehr zum Instrument einer Politik des öffentlichen Gedenkens machen“, so der Datenschutzbeauftragte.

Der Autorenkreis der Bundesrepublik fordert die Bundesregierung auf, „nicht wegen einiger Wählerstimmen (gemeint sind die Sudetendeutschen, d.R.) die Verständigung mit den tschechischen Nachbarn zu gefährden“. Unterschrieben ist der Appell unter anderem von Henryk M. Broder, Hans-Christoph Buch, Edgar Hilsenrath, Sarah Kirsch, Lutz Rathenow, Hans-Joachim Schädlich und Peter Schneider.

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