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Unterm Strich

„Ich rate Ihnen, Abstand von sekundärem Gemäkel zu nehmen und das Gesamtwerk in seiner primären Gestalt neu zu entdecken, sei es auf Reisen und aus der Distanz, sei es im heimischen Krankenhausbett. Lassen Sie sich von Thomas Mann entführen, verführen, verzaubern.“ Wer sonst als der Thomas-Mann-Preisträger Günter Grass konnte am Sonntag in seiner Dankesrede diesen feinen, aber dezidierten Unterschied treffen? Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg lobte ihn dafür als einen der größten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte: „...Ich finde ,Ein weites Feld' besser als ,Katz und Maus', wenn auch natürlich nicht so gut.“ Was dann wieder eine nicht so fein getroffene und eher halbherzige Unterscheidung ist. Deshalb las Muschg das Buch aber auch gleich zwei Mal.

Was in Lübeck sonst passiert? Nach ihrem umfangreichen Umbau haben die Lübecker Kammerspiele den Theaterbetrieb mit Tennessee Williams‘ Stück „Plötzlich letzten Sommer“ wieder aufgenommen. Das Spiel um die verschrobene Mrs. Venable, die ihren erwachsenen Sohn verhätschelt und damit in die Katastrophe treibt, wurde mit viel Applaus bedacht.

Von Lübeck nach Leipzig. Udo Zimmermann, Leipzigs Opernintendant, setzt angesichts der drastischen Sparpläne im Kulturbereich weiter auf Dialog, schließt aber seinen Rücktritt nicht aus. Bleibe die Stadt bei ihren geplanten Einsparungen von 21 Millionen Mark in der professionellen Musik- und Theaterszene für 1997, sei sein Rücktritt denkbar. „Doch dann geht die Leitung des ganzen Hauses. Außer mir werden Chefdirigent Jiri Kout, Ballettdirektor Uwe Scholz und weitere Mitglieder zurücktreten“, sagte Zimmermann. Von den Einsparungen sind vor allem die zur Oper gehörende Musikalische Komödie und das Tanztheater des Schauspiels betroffen. Beide sollen im kommenden Jahr geschlossen werden. In einem Interview der „Leipziger Volkszeitung“ hatte Leipzigs Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube (SPD) die Sparpläne der Stadt für 1997 verteidigt. „Mir soll keiner erzählen, mit einem schlankeren Apparat könne keine Kunst von Rang entstehen“, sagte Lehmann-Grube. Die Personalstärke von großen Häusern wie Opernchor und Gewandhausorchester hielt er für überdenkenswert. Wie es um die Personalstärke seiner Verwaltung steht, sagte er nicht.

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