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Unterm Strich

Die Erben Bertolt Brechts haben gegen den Verlag Kiepenheuer&Witsch eine einstweilige Verfügung erwirkt. Heiner Müllers Text „Germania 3/Gespenster am toten Mann“ darf demnach bis auf weiteres nicht vom Verlag vertrieben, d.h. ausgeliefert werden. Grund dafür sind zwei von Müller aus der Suhrkamp-Ausgabe zitierte Textstellen. Die Erben verweigern die Abdruckgenehmigung dieser Passagen. Außerdem soll eine Paraphrase, in der Heiner Müller auf Brechts Gedicht „Ich benötige keinen Grabstein“ anspielt, ganz gestrichen und durch den Originaltext ersetzt werden, weil damit sonst das „Lebensbild des betroffenen Urhebers“ verzerrt würde.

Für die laufende Aufführung am Bochumer Schauspielhaus, die geplante Premiere am Berliner Ensemble und die Hörspielfassung des Deutschlandfunks hat die Verfügung keine Konsequenzen, da die Aufführungsrechte beim Henschelverlag liegen. Bedingung ist hier lediglich, die Namen der „Brechtwitwen“ Helene Weigel, Isot Kilian und Elisabeth Hauptmann nicht weiter zu verwenden – weder als Textvorlage noch auf den Programmzetteln. Kiepenheuer & Witsch hat indessen Widerspruch eingelegt und versucht nun durch eine kurzfristige Aufhebung, die Verfügung rückgängig zu machen. Die Forderung der Brechterben erscheint dem Verlag als ungerechtfertigt, sind doch die Passagen als Zitate gekennzeichnet. Nach Aussagen des Verlages wurde außerdem noch zu Lebzeiten Heiner Müllers eine Erlaubnis für den Abdruck der Passagen erbeten. Für den zuständigen Lektor bedeutet die einstweilige Verfügung ein „Eingriff in ein Werk Heiner Müllers“. Zum anderen erscheint die Dringlichkeit des Falles wenig plausibel, da das Buch schon zwei Monate im Handel ist und bereits an die 6.000 Exemplare verkauft wurden. Wäre der Wirbel ernst gemeint, dann müßten auch die Bochumer und Berliner Bühnenfassungen beschnitten werden, da man auf dem Theater bekanntlich noch weniger unterscheiden kann, welcher Satz von Brecht und welcher von Müller ist. uly

Es war abzusehen: Am Sonntag abend wurde „Rent“ (siehe taz vom 31. 5.) als bestes Musical mit dem „Tony“ in New York ausgezeichnet. Den Preis für das beste Schauspiel bekam Zoe Caldwell, die in „Master Class“, einem Stück über die Opernsängerin Maria Callas, die Hauptrolle spielt.

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