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Unterm Strich

Ein Film des Regisseurs Mustafa Altioklar, erregt gegenwärtig, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, die Gemüter in der Türkei. Der unverhofft zum Kassenschlager avancierte Streifen „Istanbul unter meinen Flügeln“ spielt im 17. Jahrhundert und handelt von drei Gelehrten, die unter der Herrschaft des schizophrenen und blutrünstigen Sultans Murat IV. unbeirrbar ihrer Wissenschaft nachgehen. Die sich daraus ergebenden Konflikte mit den mächtigen islamischen Führern nahm Altioklar zum Anlaß für eine beißende Satire auf religiöse Rückständigkeit. Was die Islamisten von der türkischen Wohlfahrtspartei derzeit am meisten erregt, ist die Rolle, die der Regisseur dem Oberhaupt der islamischen Geistlichkeit, dem Scheich ül-Islam, zugedacht hat. Der Mufti, der später vom grausamen MuratIV. hingerichtet wird, kommt in Altioklars Film schlecht weg. Den drei Derwischen geistig hoffnungslos unterlegen, flüchtet sich der Scheich ül-Islam in Koranzitate – so wie es islamische Fundamentalisten in der Türkei heute tun, wenn man ihre Positionen kritisiert. Inzwischen ist der Streit um Altioklars Werk eskaliert: Von Islamisten und Nationalisten bejubelt, warf der Bürgermeister der anatolischen Stadt Kayseri Altioklar „Majestätsbeleidigung“ vor und ließ den inkriminierten Film aus dem Programm des örtlichen Kinos nehmen.

Der 1920/21 errichtete Einsteinturm in Potsdam kann endlich restauriert werden. Zwei Drittel der auf drei Millionen Mark geschätzten Sanierungskosten will die Wüstenrot-Stiftung (Ludwigsburg) übernehmen. Die restliche Million steuern das Land Brandenburg und der Bund bei.

Der in Grünheide bei Berlin lebende Autor Joachim Walther, der, wie gestern gemeldet, von dem bisherigen Beauftragten des writers in prison committee, dem Schriftsteller SAID, als dessen Nachfolger vorgeschlagen wurde, hat sich bereit erklärt, den Posten nach der Frankfurter Buchmesse zu übernehmen.

Im Tauziehen um die Zukunft des philharmonischen Orchesters in Suhl (taz vom 15. 7.) scheint sich eine Wende anzubahnen. Nachdem das thüringische Kultusministerium bereits die ersten Kündigungen verschickt hatte, wollen sich die beiden Philharmonie-Gesellschafter in spe, die Stadt Suhl und das Land Thüringen, nun doch um eine einvernehmliche Lösung bemühen.

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