: Unterm Strich
Chas Chandler, in den grauen Vorzeiten der Sechziger Gründer und Bassist der Animals, ist am Mittwoch morgen gestorben. Der 57 Jahre alte frühere Baßgitarrist hatte in den sechziger Jahren die englische Gruppe The Animals gegründet und nach ihrem Auseinanderbrechen für Jimmy Hendrix als Manager die ersten vier Alben produziert. In den Siebzigern führte er die britische Rockgruppe Slade als Manager sechsmal an die Spitze der Charts.
Das literarische Topgeheimnis in Washington scheint gelüftet. „Anonymous“, der anonyme Autor des Schlüsselromans „Primary Colors“, der wegen Anspielungen auf Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary im Wahlkampfjahr monatelang Bestseller war, wurde nach einem Bericht der Washington Post von dem Kolumnisten Joe Klein geschrieben. Klein arbeitet für das Nachrichtenmagazin Newsweek sowie die Fernsehanstalt CBS. Wie die Zeitung am Mittwoch berichtete, ergab die Analyse einer führenden Expertin, daß Kleins Handschrift und die handschriftlichen Anmerkungen für das Buchmanuskript „eindeutig übereinstimmten“. Klein hatte noch im Februar beharrlich dementiert, daß er Autor des Buches sei, von dem allein in den USA 1,1 Millionen Exemplare verkauft wurden. Von der Post mit der Handschriftenanalyse konfrontiert, wollte Klein am Dienstag jedoch in einem Telefongespräch kein Dementi abgeben. In dem von „Anonymous“ geschriebenen Roman geht es um den Vorwahlkampf eines charismatischen, aber charakterschwachen Präsidentschaftskandidaten.
Aufsehen erregte das Buch, weil es intime Kenntnisse über den Clinton-Wahlkampf 1992 enthielt. In Deutschland wurde das Buch unter dem Titel „Mit aller Macht“ vom List Verlag herausgegeben, der nach Branchenangaben für die Rechte 1,2 Millionen Mark bezahlt hatte. Bisher sind 88.840 Exemplare des Buches verkauft worden. Klein war relativ schnell unter den Verdacht geraten, hinter „Anonymous“ zu stecken. Der Verdacht wurde jedoch fallen gelassen, weil es in „Mit aller Macht“ das wenig schmeichelhafte Porträt eines Journalisten gibt, der Klein sehr ähnelt.
Christos verhüllter Reichstag war ein vergängliches Kunstwerk und ist damit urheberrechtlich gegen jeden unautorisierten Versuch, sich an ihm zu bereichern, ge-
schützt. Für dieses schon am 31. Mai gefällte Urteil des Berliner Kammergerichts liegt jetzt, so erfuhren wir gestern von Astrid Müller-Katzenburg aus der FAZ, auch die Begründung vor. Das Künstlerehepaar Christo hatte Postkartenverlage (usw.) bezichtigt, sich mittels Fotos an ihrem geistigen Eigentum zu bereichern. Das wurde denn auch gerichtlich untersagt. Dagegen hatte eine Berliner Agentur mit einer ganz netten Begründung Berufung eingelegt: Der ummantelte Reichstag sei ein vergängliches und gerade deshalb „bleibendes“ Werk – damit aber sei es auch ohne Genehmigung der geistigen Eltern beliebig verwertbar. Hä?! Der Trick ist folgender: Der clevere Agentur-Jurist hatte das Christo-Monument als Kunstwerk im öffentlichen Raum definiert, das die Künstler der Allgemeinheit gewidmet hätten. Und damit wäre die Ausnahmeregelung (§59) des Urheberrechts zum Tragen gekommen, die besagt, daß Werke an „öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen“, selbst wenn sie wie Straßenmalerei vergänglich sind, hemmungslos vermarktet werden dürfen. Der verhüllte Reichstag als Pflastermalerei? Klingt gut, aber das Berliner Gericht lehnte ab: Das Werk gehört seinen Schöpfern und wurde nur für einen kurzen Sommer der Anarchie der Welt zur Verfügung gestellt. Eigentlich schade.
Die Grunge-Band Smashing Pumpkins hat ihren Schlagzeuger wegen seiner Drogenprobleme entlassen, wie die Band am Mittwoch in New York „vor Journalisten“ erklärte. Drummer Jerry Chamberlain war am vergangenen Freitag nach dem Drogentod von Aushilfskeyboarder Jonathan Melvoin (Heroin — siehe auch taz von gestern) festgenommen worden. Begründung der Band für den Rausschmiß: „Neun Jahre haben wir Jerrys Kampf gegen die heimtückische Krankheit der Drogen und Alkoholsucht ertragen. Die Sucht hat alles zerstört.“
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